Der Wohlfühl-Experte des Jahres

Johannes Mikenda und sein Team wollen zufriedene und erholte Gäste. Der 34-Jährige ist Spa-Direktor in Schloss Elmau in den bayerischen Alpen und wurde vor Kurzem zum Spa-Manager des Jahres gekürt. SZ-Mitarbeiterin Katharina Rolshausen sprach mit dem Wellness-Profi.

 Sein Wissen gibt Johannes Mikenda (34) auch beim Personaltraining weiter.

Sein Wissen gibt Johannes Mikenda (34) auch beim Personaltraining weiter.

Foto: Schloss Elmau

Die Messe Düsseldorf und der Deutsche Wellness-Verband verleihen jedes Jahr die Auszeichnung Spa-Manager des Jahres an eine "Persönlichkeit, die sich durch besondere Leistungen und persönliche Eigenschaften im Spa-Management hervorgehoben hat". Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Johannes Mikenda: Ich mache keine halben Sachen und stehe dazu, nicht alles machen zu können. Das ist es eigentlich. Ich mache kein "Hotel-Yoga", sondern richtiges Yoga . Für neue Angebote hole ich Profis, die dann in ihrem Bereich mit viel Erfahrung punkten.

Sie haben sowohl eine medizinische als auch eine sportwissenschaftliche Ausbildung. Wie kommt Ihnen dieses Wissen in Ihrer täglichen Arbeit zugute?

Mikenda: Viele Menschen sind oder fühlen sich nicht komplett gesund. Ich bin kein Arzt und unser Spa ist kein Medical Spa. Wir haben keine Patienten, sondern Gäste. Durch meine Ausbildungen bin ich aber in der Lage, Bedürfnisse zu erkennen, die dem Gast selbst nicht bewusst sind. Ich sehe einen Bereich, der Fürsorge benötigt. Ich muss diesen aber nicht ,diagnostizieren?, sondern kann beispielsweise die Yogastunde entsprechend gestalten. Der schmerzende Rücken zum Beispiel muss gar nicht angesprochen werden. Trotzdem kann Spannung gelöst werden, und das Wohlbefinden steigt.

Auf Schloss Elmau haben Sie es meist mit "verwöhnten" Gästen zu tun. Wie werden Sie deren hohen Ansprüchen gerecht?

Mikenda: Ich habe es mit anspruchsvollen Gästen zu tun. Menschen, die wissen, was gut ist. Daher achte ich bei meinen Kolleginnen und Kollegen auf Aus- und Fortbildungen. Ich bin auch selbst ständig unterwegs, um mich auf dem Laufenden zu halten. Ich habe eine Jivamukti-Yoga-Schule gegründet, die erste in einem Hotel und außerhalb einer Metropole. Unsere Lehrer erfüllen den internationalen Standard der Schulen in New York, London oder Moskau.

Wie gelingt es Ihnen beim Yoga und anderen Entspannungsangeboten, dass die Gäste nicht nur reinschnuppern, sondern auch etwas für den Alltag mitnehmen?

Mikenda: Das ist ein großes Thema in meiner täglichen Arbeit. Ich versuche lieber wenige Inhalte zu vermitteln, diese aber nachhaltig. Im Yoga unterrichten wir in der Basis-Klasse immer eine Anfangssequenz, die perfekt für zuhause geeignet ist. Auf Wunsch können Gäste eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mitnehmen oder bei Youtube immer wieder ansehen, bis sie wirklich verinnerlicht wurde. Dadurch kann der Urlaub in den Alltag verlängert werden.

Was kann ein großer Wellnessbetrieb tun, um verantwortungsbewusst mit Ressourcen umzugehen?

Mikenda: Wir wählen in den verschiedenen Spa-Bereichen die Produkte sorgfältig aus, etwa Naturkosmetik, hochwertige Bio-Öle und Duftstoffe. Die Pools werden mit Hackschnitzel, also mit nachwachsenden Ressourcen, beheizt. Wir haben ein Wasserkraftwerk, waschen die Spa-Wäsche in einer Wäscherei, die ein Nachhaltigkeitskonzept hat. Abgeblühte Orchideen ziehen unsere Therapeuten wieder hoch, bis diese wieder für Gastbereiche genutzt werden können.

Wie wird aus einem Wellnessbereich eine echte Wohlfühl-Oase?

Mikenda: Natürliche Materialien, eine schöne, ruhige Architektur und Sauberkeit setze ich voraus. Man muss den Gästen die Wünsche von den Lippen ablesen und für jede Sorge ein offenes Ohr haben.

Und wie kann für gleichbleibend hohe Qualität im Wellnessbetrieb gesorgt werden?

Mikenda: Wichtig ist es, immer die Ohren offen zu halten: Feedback von Gästen über soziale Medien, Fragebögen und am besten natürlich aus dem persönlichen Kontakt.

Wie entspannen Sie selbst, wenn Sie sich eine Auszeit nehmen?

Mikenda: Ich versuche, einmal pro Jahr ans Meer zu kommen und vor allem Zeit mit meinen wichtigsten Gurus, meiner Frau und meinem Sohn, zu verbringen. Ansonsten natürlich die eigene tägliche Yogapraxis.

Zum Thema:

Zur Person Johannes Mikenda begann nach dem Abitur mit dem Studium der Humanmedizin und wechselte nach dem Grundstudium aufgrund seiner Faszination für Sport und Bewegung zu den Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Gesundheitssport. Dabei spezialisierte er sich auf die Wirbelsäulengesundheit und kam so auch mit Yoga in Berührung. Schon während seiner Studienzeit leitete er Yoga-, Wirbelsäulen-, Pilates-, Nordic-Walking- und Kletterkurse. Seit März 2011 ist er Leiter der Sportprogramme in Schloss Elmau, seit Dezember 2011 als Direktor Spa Services für den reibungslosen Ablauf im Badehaus zuständig. red/tha

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