Voll im Fahrtwind auf drei oder vier Rädern

Weiden · Manche Menschen wollen nicht Motorrad fahren, aber dennoch komplett im Fahrtwind sitzen. Für sie gibt es immer neue Alternativen: Dreirad-Roller mit zwei Rädern vorne, Trikes mit zwei Hinterrädern, vierrädrige Geländefahrzeuge und jetzt sogar einen Roller mit vier Rädern.

 Die spezielle Neigungstechnik des Quadro4 ermöglicht bis zu 45 Grad Schräglage. Foto: Quadro

Die spezielle Neigungstechnik des Quadro4 ermöglicht bis zu 45 Grad Schräglage. Foto: Quadro

Foto: Quadro
 Der vierrädrige Kymco MXU 700i aus Taiwan bewältigt auch schwieriges Gelände. Foto: Kymco

Der vierrädrige Kymco MXU 700i aus Taiwan bewältigt auch schwieriges Gelände. Foto: Kymco

Foto: Kymco
 Der F3 mit zwei Vorderrädern und einem Pkw-Hinterrad erlaubt schnelle Kurvenfahrten. Foto: BRP

Der F3 mit zwei Vorderrädern und einem Pkw-Hinterrad erlaubt schnelle Kurvenfahrten. Foto: BRP

Foto: BRP
 Die Firma Rewaco hat eine Suzuki Intruder zum Dreirad umgebaut. Foto: Ralf Schütze

Die Firma Rewaco hat eine Suzuki Intruder zum Dreirad umgebaut. Foto: Ralf Schütze

Foto: Ralf Schütze

Die Fahrdynamik eines Motorrads und die Sicherheit eines Automobils mit vier Rädern vereint der erste und einzige Vierrad-Roller der Welt, der Quadro4 aus der Schweiz. Die neuartige Konstruktion soll zusätzliche Fahrstabilität und Sicherheit bringen. Tatsächlich bietet der Quadro4 eine ungewöhnliche Stabilität und fühlt sich selbst bei bis zu 45 Grad Schräglage oder Notbremsungen sehr sicher an, haben ersten Testfahrten gezeigt. Autofahrer erhalten damit eine interessante Alternative etwa für die Mobilität in der Großstadt. Der Vierrad-Roller kostet 10 800 Euro. Alle Räder des Quadro4 hält das hydraulisch-pneumatische Neigungssystem Hydraulic Tilting System (HTS) in Balance. Es bietet eine imposante Feder- und Bremswirkung sowie ungewöhnliche Kurvenstabilität. Das System gleicht sogar Höhenunterschiede aus, etwa wenn man schräg über eine Bordsteinkante fährt.

Großer Aufwand steckt in der Hinterachs-Konstruktion. Zwei unabhängige Riemen treiben die beiden Hinterräder an. Ein Differenzial bringt wie beim Pkw reibungslosen Antrieb selbst bei unterschiedlichen Rad-Drehzahlen. Damit bietet der Quadro4 Autofahrern, aber auch eingefleischten Motorradfahrern ein außergewöhnliches Gefühl von Sicherheit.

In Schwung bringt das Vierrad ein Einzylinder-Viertaktmotor mit 346 ccm Hubraum. Er leistet 29 PS/21 kW und liefert 33 Nm Drehmoment. 130 km/h Spitze reichen vollkommen für die angepeilte Zielgruppe der Nicht-Biker. Der Quadro4 darf mit dem Autoführerschein bewegt werden, wenn dieser vor dem 19. Januar 2013 erworben wurde, sonst benötigt man die A-Lizenz. Das gilt auch für alle Dreiräder. Einmal in Schräglage gebracht, fühlt sich der Quadro4 bei bis zu 45 Grad Schräglage besonders stabil an. Auch Notsituationen sind wesentlich besser zu meistern als mit einem Zweirad. Selbst eine Vollbremsung läuft dank vier gebremster Räder sehr kontrolliert und spurtreu ab. Nach unseren ersten Fahreindrücken hat sich die Entwicklungsarbeit für den Vierrad-Roller gelohnt, vor allem für Autofahrer, die sich jetzt vielleicht doch trauen, auf ein Frischluft-Fahrzeug mit Schräglage umzusteigen.

Weitere Mehrspurfahrzeuge zwischen Motorrad , Roller und Auto sind die sogenannten Trikes. Hersteller wie Rewaco bieten damit eine ganz eigene Fahrdynamik, die irgendwo zwischen einem heckgetriebenen Porsche Boxster und - von der fast liegenden Sitzhaltung her - einem Cruiser-Motorrad liegt. Leichte Driftwinkel lassen sich mit der Gashand kontrollieren. Gekuppelt und gebremst wird mit Fußpedalen, geschalten mit einem Hebel zwischen den Beinen. Bei den sogenannten Bike Conversions handelt es sich um konventionelle Motorräder, umgebaut zum Dreirad mit zweirädriger Hinterachse. Die Zielgruppe sind ältere Biker und Menschen, die sich nicht auf ein Zweirad trauen.

Eine Besonderheit stellt der vom kanadischen Bombardier-Konzern gebaute Can-Am Spyder F3 dar. Zwei Vorderräder bringen enormen Grip auf der Frontachse, hinten wird ein 225er-Pkw-Rad angetrieben. Schräglagen sind hier nicht möglich, doch das kanadische Dreirad entschädigt dafür mit extremem Kurventempo. Der Pilot des F3 hängt mit ganzem Körper im Fahrtwind, freut sich dank breiter Vorderachse über reichlich Traktion vorne und berechenbare Drifts mit leicht durchdrehendem Antriebsrad hinten - aber immer nur so weit, wie es die Sicherheitssysteme von Bosch zulassen.

ATVs - All Terrain Vehicles, Geländefahrzeuge - sind weitere vierrädrige Alternativen zum Feuerstuhl mit zwei Rädern. Die ATVs sind besonders auf Fahrspaß ausgelegt. Jüngstes Modell ist der Kymco MXU 700EXi aus Taiwan. Die Mischung aus Spaßmobil für Dynamikfreunde und Nutzfahrzeug für Landwirte und Förster bringt immerhin 48 PS/35 kW auf die vier Räder. Selbst extreme Offroad-Passagen werden dank Allradantrieb und Geländeuntersetzung zum Spielplatz für Erwachsene. Beim Topmodell erleichtert sogar eine elektronische Servolenkung jeden Richtungswechsel. Oder das Gegenlenken beim Driften, denn bei ausreichendem Leistungseinsatz geht das ATV von Kymco mit reinem Heckantrieb quer, dass es eine wahre Freude ist. Die vierrädrigen ATVs und Quads darf man in jedem Fall mit dem Autoführerschein der Klasse B steuern, egal, wann man diesen erworben hat.

Die Vielfalt an Dreirad-Rollern von Herstellern wie Piaggio, Peugeot , Quadro und Yamaha wird immer größer. Und der Vierradroller Quadro4 bringt zusätzlich frischen Wind in die Mobilität . Trikes, Bike Conversions sowie ATVs und Quads sind weitere Alternativen, um auch ohne Motorrad-Führerschein die Freiheit ohne Passagierkabine auf mehr als zwei Rädern zu genießen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort