Mondprojekte Jetzt will China den Mond erobern

Peking · Chinesische Raumfahrtplaner wollen in den kommenden Jahren eine Raumstation auf dem Erdtrabanten installieren.

 Vor vier Jahren setzte eine chinesische Raumsonde erstmals ein kleines Roboterfahrzeug auf dem Erdtrabanten ab.

Vor vier Jahren setzte eine chinesische Raumsonde erstmals ein kleines Roboterfahrzeug auf dem Erdtrabanten ab.

Foto: dpa/CNSA

China ist seit 47 Jahren eine Raumfahrtnation. Am 24. April 1970 startete die Volksrepublik ihren ersten Erdsatelliten mit einer eigenen Trägerrakete. Seit 2003 schickt das Land auch eigene Raumfahrer – in China werden sie Taikonauten genannt – ins All. Unter den rund drei Dutzend Taikonauten, die sich auf weitere Flüge vorbereiten, sind viele Frauen, berichtete die Zeitung „China daily“. Die erste im All war vor fünf Jahren die Militärpilotin Liu Yang. Die Regierung in Peking will damit ein politisches Signal der völligen Gleichberechtigung der Geschlechter im All senden, was ihr auf der Erde bislang nicht gelungen ist. Marco Aliberti, Ex-Mitarbeiter des European Space Policy Institute in Wien und Autor des Buches „When China Goes to the Moon“ würde es nicht wundern, wenn die erste Frau auf dem Mond schon bald eine Chinesin wäre.

Chinas langfristiger Raumfahrtplan bis zum Jahr 2030 sieht neben dem Ausbau der Satellitenflotten zur Erdbeobachtung, Navigation und Telekommunikation auch Weltraumteleskope und Raumsonden für Mond und Mars vor. Die bei diesen Projekten gewonnenen Erkenntnisse sollen bei der Entwicklung einer größeren Raumstation und einer kleinen, von Menschen bewohnten Mondbasis genutzt werden.

Bereits zum Jahresende plant China den Start einer unbemannten Raumsonde, die nach über vier Jahrzehnten erstmals wieder Gestein vom Mond zur Erde bringen soll. Die Landung werde in der Region Mons Rümker erfolgen, die ein Teil des Oceanus Procellarum (Ozean der Stürme) ist, eines dunklen Mare-Gebiets im westlichen Teil der erdzugewandten Mondseite. Das erklärte der Leiter des Mondforschungszentrum der Raumfahrtagentur CNSA, Liu Jizhong, bei einer internationalen Konferenz (GLEX) in Peking. Die Technologie zur automatischen Aufnahme von Mondgestein und dessen Beförderung zur Erde hatten Ingenieure in den 1970er Jahren in der damaligen UdSSR entwickelt, nachdem es ihnen nicht gelungen war, vor den USA einen Menschen auf den Mond zu bringen. Nach dem von den USA 1969 gewonnenen Mondwettlauf schwand das Interesse an der weiteren Erforschung des Erdbegleiters in Ost und West. Erst 2004 regte der damalige US-Präsident George W. Bush in einer Rede zur Lage der Nation die Rückkehr von US-Astronauten zum Mond und den Aufbau einer Forschungsstation an. Doch nur fünf Jahre später kam dann das Ende dieses Constellation-Programms – das Geld war ausgegangen.

Auch das chinesische Raumfahrtprogramm musste Rückschläge hinnehmen. So explodierte im Juli die neue Schwerlastrakete „Langer Marsch 5“ bei ihrem zweiten Start. „Dieser Rückschlag wird das chinesische Raumfahrtprogramm nicht stoppen“, prognostiziert John Logsdon, ehemaliger Direktor des Space Policy Institute an der George-Washington-Universität im US-Magazin „SpaceNews“.

Die Rakete ist allerdings entscheidend für die Versorgungsflüge der chinesischen Raumstation und für den Start der Mondsonde Change-5, die dann Mondgestein zur Erde bringen soll.

 Die Forscher der chinesischen Raumfahrtagentur CNSA erhoffen sich davon Erkenntnisse zur Entstehung von Erde und Mond sowie über die Möglichkeiten eines künftigen Mondbergbaus. Nach 2020 könnten erstmals zwei oder drei Taikonauten in einem Shenzhou-Raumschiff den Mond umkreisen, wie es einst die Apollo-8-Astronauten taten. Für die Zeit nach 2030 plant China eine Mondbasis, die von Raumfahrern aus aller Welt besucht werden kann. Während mit der russischen Raumfahrtagentur RKA und der europäischen Weltraumorganisation Esa Kooperationsvereinbarungen getroffen sind, zieren sich die USA. Ein Grund sind die Exportbeschränkungen von Hightech-Güter. Sie verhindern auch Flüge von Taikonauten zur ISS.

John Olson, emeritierter Professor für politische Wissenschaften und Internationale Beziehungen an der George-Washington-Universität, hält das für falsch. China könnte künftig, auch ohne die USA zu fragen, die Kontrolle über die Nutzung des Mondes übernehmen, warnte er in SpaceNews.

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