Gefahren im Internet Sicherheit durch Verzicht

Berlin · Aus Angst vor Kriminellen schränken sich viele Deutsche bei der Nutzung von Internetdiensten ein.

 E-Mail-Angebote zur Übermittlung vertraulicher Daten und Dokumente sehen viele Deutsche skeptisch.

E-Mail-Angebote zur Übermittlung vertraulicher Daten und Dokumente sehen viele Deutsche skeptisch.

Foto: dpa-tmn/Friso Gentsch

Zwei aktuelle Sicherheitshinweise zur Kriminalität im Internet: Die Zentralstelle Cybercrime Bayern warnt vor sogenannten Phishing-Mails, die der Verbreitung der Betrugssoftware Emotet dienen. Dabei handele es sich um einen sogenannten Banking-Trojaner, der es auf Nutzerdaten für das Online-Banking abgesehen hat. Die Verbreitung erfolge über Spam-Mails, die dem Empfänger einen seriösen Absender, etwa ein existierendes Unternehmen oder eine Behörde, vortäuschen, um ihn dazu zu veranlassen, einen in der Mail enthaltenen Link aufzurufen oder eine mit der Schadsoftware infizierte Datei im Anhang zu öffnen.

Eine andere Betrugsmasche legt eine Studie der Europäischen Union offen: Internetkriminelle sichern sich die Domainnamen von zuvor bereits bekannten Internetseiten, die aufgegeben oder deren Nutzungsrechte nicht verlängert wurden. Unter dem etablierten Namen bauen sie dann einen Online-Shop auf, über den sie gefälschte Waren verkaufen.

Meldungen wie diese tauchen immer wieder auf – und sie zeigen Wirkung. Aus Angst, in die Falle von Online-Betrügern zu laufen, lassen viele Deutsche die Finger von einzelnen Diensten im Internet. Bei einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom gaben zwei von drei Internetnutzern hierzulande an, aus Sicherheitsgründen bewusst auf bestimmte Online-Aktivitäten zu verzichten.

Die meisten der Befragten (56 Prozent), die auf Online-Aktivitäten verzichten, vermeiden es, vertrauliche Informationen oder wichtige Dokumente per E-Mail zu verschicken. 29 Prozent haben sich aus Sicherheitsgründen nicht bei sozialen Netzwerken angemeldet. Jeder Vierte verzichtet auf Online-Banking oder die Nutzung von Datenspeichern im Internet, sogenannte Cloud-Dienste. Auch beim Internet-Shopping sind viele vorsichtig. Jeder Siebte gibt an, online keine Reisen, Eintrittskarten oder Mietautos zu buchen oder gar nicht bei Online-Händlern oder auf Auktionsplattformen einzukaufen.

Am größten ist laut Bitkom die Sorge der Internetnutzer, dass ihr Computer mit einem Schadprogramm wie einem Virus infiziert wird. 72 Prozent geben an, sich dadurch bedroht zu fühlen. 60 Prozent befürchten, dass persönliche Daten ohne ihr Wissen genutzt und weitergeben werden könnten, 54 Prozent, dass Kriminelle ihre Passwörter und Online-Zugänge missbrauchen. 46 Prozent sorgen sich um die Ausspähaktivitäten staatlicher Stellen wie Geheimdienste.

Bitkom-Präsident Achim Berg führt die weitverbreitete Abstinenz auf mangelndes Wissen um Sicherheitsfunktionen zurück. „Die meisten Risiken der Online-Welt lassen sich durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen wie den Einsatz von Sicherheitssoftware oder sicheren Passwörtern, Zwei-Faktor-Authentifizierung und ein entsprechendes Verhalten vermeiden“, so Berg. Außerdem fordert er mehr Einsatz der Behörden bei der Strafverfolgung von Cyberkriminellen.

Betroffenen, deren Computer mit einer Schadsoftware infiziert ist, empfiehlt die Zentralstelle Cybercrime Bayern eine Strafanzeige bei der örtlichen Polizeidienststelle. Jeder Einzelfall könne wichtige Hinweise liefern, die zur Aufklärung der Funktionsweise von Schadprogrammen und zur Ermittlung von Tätern beitragen.

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