Einige pfeifen auf Datenschutz Die Überbringer unsicherer Nachrichten

Berlin · Nicht alle Kurznachrichtendienste sind gleich. Datenschutz und Verschlüsselung bleiben bei vielen auf der Strecke.

 Der Großteil der Smartphone-Besitzer nutzt mittlerweile Programme wie Whatsapp oder Skype. SMS verschickt hingegen kaum noch jemand.

Der Großteil der Smartphone-Besitzer nutzt mittlerweile Programme wie Whatsapp oder Skype. SMS verschickt hingegen kaum noch jemand.

Foto: dpa-tmn/Andrea Warnecke

Die meisten Smartphone-Nutzer verzichten inzwischen auf klassische Kurznachrichten per SMS und bleiben mit Freundeskreis und Familie mit Messengern wie Hoccer, Signal, Threema oder Whatsapp in Kontakt. Wer einen solchen Kurznachrichtendienst nutzen will, sollte sich die Wahl gut überlegen. Denn die Messenger unterscheiden sich insbesondere bei der Sicherheit.

„In ihrer Funktion sind sich die Messenger alle recht ähnlich“, sagt Christine Steffen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ NRW). „In der Regel lassen sich Text- und Sprachnachrichten, Bilder oder auch weitere Dateiformate versenden.“ Beschränkungen könne es etwa bei der maximal möglichen Dateigröße geben. Microsofts Skype etwa kann Dateien mit einer Größe von bis zu 300 Megabyte (MB) versenden, bei Whats-app sind es jeweils nur rund 100 MB und bei Threema 50 MB. Teils werden gesendete Fotos oder Videos komprimiert, sodass die Qualität leiden kann.

Unterschiedlich ist auch die Übertragungsqualität beim Telefonieren und bei Videochats. Beide Funktionen gehören neben dem klassischen Textchat längst auch bei fast allen Text-Messengern zum Standard. Umgekehrt kann man mit Apps, die ursprünglich eher für Video-Telefonate gedacht waren, wie Skype, Yahoo Messenger, Google Hangouts, Wechat oder Facetime, auch per Text chatten. Text- und Video-Programme gleichen sich also immer mehr an.

Fotos, Videos und andere sensible Daten, die über Messenger-Dienste verschickt werden, sind nicht immer vor den neugierigen Blicken Dritter geschützt. Datendiebstahl könne nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, erklärt ein Sprecher der Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit. Nutzer sollten daher gründlich überlegen, welche Informationen sie über Messenger-Dienste mitteilen.

Das gilt zumindest dann, wenn der Dienst über keine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verfügt. Mit dieser wird die Übertragung gesichert. „Da befindet sich der Schlüssel ausschließlich bei Sender und Empfänger“, erklärt Lena Rohrbach von Amnesty International Deutschland. Andere Verschlüsselungsmethoden gelten dagegen als unsicher. Oftmals verfüge der Anbieter über einen Generalschlüssel, mit dem er die Gespräche der Nutzer mitlesen könne, erklärt Rohrbach.

Viele Anbieter interessieren sich aber ohnehin viel mehr für Verbindungsdaten und Kontakte. Whats-app behält sich etwa in den Nutzungsbedingungen vor, die auf dem Smartphone gespeicherten Kontakte abzugleichen, erklärt Juristin Steffen von der VZ NRW. „Damit könnte der Anbieter Nutzungsprofile erstellen, die Auskunft darüber geben, wer mit wem wie oft kommuniziert.“ Solche Daten werden dann etwa zu Werbezwecken genutzt.

Bei manchen Apps wie Facebook Messenger oder Google Allo muss die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung erst von Hand aktiviert werden – teils sogar für jeden einzelnen Chat. Skype, Google Hangouts oder auch Snapchat bieten diese sichere Verschlüsselung gar nicht erst an, wie eine Untersuchung der VZ NRW ergeben hat.

Verbraucher sollten sich vor der Installation einer Messenger-App darüber informieren, ob und wie die Daten verschlüsselt werden. Ebenfalls wichtig ist, wie und wozu die Anwendung auf Kontakte zugreift oder das Nutzerverhalten analysiert. Lesebestätigungen und andere Funktionen zur Kontrolle der Aktivität sollte man in den Einstellungen des Messengers besser deaktivieren, rät Steffen.

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