Kleiner Krabbler mit Rundum-Radar

Schon vor Jahrmillionen Jahren gab es in den Ozeanen der Erde Lebewesen mit extrem leistungsfähigen Augen. Die Tiere lebten am Meeresgrund in permanenter Angst vor ihren Feinden.

 So sahen die einige Zentimeter großen Trilobiten aus. Sie sind verwandt mit Insekten, Spinnen und Krebsen. Foto: Schoenemann

So sahen die einige Zentimeter großen Trilobiten aus. Sie sind verwandt mit Insekten, Spinnen und Krebsen. Foto: Schoenemann

Foto: Schoenemann

Bonn. Vor 400 Millionen Jahren tummelten sich am Grund der Weltmeere Unmengen asselartig anmutender Tiere, die sogenannten Trilobiten. An diese vor etwa 250 Millionen Jahren ausgestorbenen Lebewesen erinnern heute zahlreiche Fossilien. Obwohl die nur einige Zentimeter großen Tiere, die in einem kalkverstärkten Chitinpanzer lebten, primitiv anmuten, besaßen sie erstaunlich leistungsfähige Augen, so Privatdozentin Dr. Brigitte Schoenemann vom Steinmann-Institut der Uni Bonn. Die Tiere, die sich am Meeresgrund von Pflanzenresten, Aas und organischen Stoffen im Schlamm ernährten, mussten sich vorsehen. Sie standen auf der Speisekarte tintenfischähnlicher Jäger. "Die Trilobiten waren eine nahrhafte Mahlzeit, weil sie viel Protein enthielten", so Schoenemann. Um einem Angriff zu entgehen, rollten sich die Urtiere blitzschnell zusammen. Dafür mussten sie ihre Feinde im dämmrigen Licht am Meeresgrund aber rechtzeitig erkennen können. Die Bonner Paläontologin untersuchte versteinerte Überreste der Facettenaugen der Tiere. Aufnahmen im Computertomografen ließen dabei nicht nur die Linsen, sondern sogar auch die Sinneszellen der Fossilien deutlich erkennen.

Trilobiten-Augen waren aus hunderten bis tausenden Facetten zusammengesetzt. Sie lieferten ein mosaikartiges Bild und eröffneten dem Tier einen riesigen Blickwinkel. Jede Facette des optischen Systems lieferte einen Bildpunkt - wie die Pixel eines Computerbildschirms. Die Linsen bestehen bei den Trilobiten aus Kalzitkristallen, darunter befinden sich die Sinneszellen. Selbst der Sehnerv, der die Signale zum Gehirn leitet, sei in einer Versteinerung zu erkennen. "Die Facettenaugen dieser Urtiere waren bereits erstaunlich modern", so Schoenemann. Ihr Bauprinzip sei bis heute in den Augen von Libellen, Bienen und vielen Krebsen erhalten.

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