Die Kunst der Welt genießen

Berlin · Rembrandt zum Anfassen - fast. Über das Internet können Museen dem Publikum ganz neue Einblicke in die Kunst bieten. Doch in Deutschland stoßen die Häuser auf Probleme. Experten suchen nach Lösungen.

Die digitale Welt bietet Kunstinteressierten viele Möglichkeiten. So kann man im Internet mit der Computermaus über ein Gemälde scrollen oder Bilder mit der virtuellen Lupe auf dem Bildschirm bewundern. Doch die Museen, die ihre Sammlungen ins Netz stellen wollen, stoßen immer wieder auf Hindernisse. Diese reichen von Geldknappheit bis zu rechtlichen Problemen.

Das Internet spiele für die Museen eine zunehmend wichtige Rolle, sagt Börries von Notz, Vorstand der Stiftung Historische Museen Hamburg. Er ist der Meinung, dass das Netz für viele Menschen der erste Kontakt mit den großen Kunstwerken sei. "Die Digitalisierung hilft uns, auf Museen aufmerksam zu machen und unser Wissen weiterzugeben", sagt von Notz. Er war bis vor einem Jahr Geschäftsführer des Jüdischen Museums Berlin .

Auch die Wissenschaftler seien zunehmend auf die Digitalisierung der Bestände angewiesen, sagt der Experte.

Doch wird durch das Internet der reale Museumsbesuch nicht überflüssig? "Keineswegs", meint von Notz. Nur im Museum selbst könne der Besucher ein Originalwerk aus nächster Nähe anschauen. Das Internet kann jedoch bei der Vorbereitung auf den Museumsbesuch gute Dienste leisten. Und es ermöglicht es, sich danach noch mit Details zu beschäftigen. Als gutes Beispiel sehen die Experten das Amsterdamer Rijksmuseum. Über die Homepage des Museums können Interessierte nahezu jedes Werk näher betrachten - von Rembrandts "Nachtwache" bis zu Van Goghs Selbstporträt. Die Abbildungen lassen sich herunterladen und später vielleicht auf eine Tasse oder ein T-Shirt drucken.

Auch das Metropolian Museum of Art in New York stellt auf seiner Webseite mittlerweile viele seiner Werke aus. Die Fotos von Gemälden und Skulpturen können nicht nur vergrößert, sondern sogar in hochauflösender Qualität heruntergeladen werden. Um Internetnutzer beim Stöbern zu unterstützen, sind auf dem Portal alle Bilder in Gruppen unterteilt; es gibt beispielsweise die "Höhepunkte der Ausstellung" oder eine Rubrik namens "Body Language" ("Körpersprache"), die sämtliche Skulpturen des Museums zeigt.

Googles Art Project bietet seit 2011 Zugang zu Hunderten von Kunstwerken in hoher Auflösung. Mittlerweile beteiligen sich rund 400 Museen und Galerien am Portal des US-Konzerns und stellen ausgewählte Werke kostenlos ins Netz.

Auch in Deutschland gebe es einige Projekte, die ganze Sammlungsteile erfassen, sagt von Notz. Dazu zählt auch das Jüdische Museum Berlin . Dessen Webseite bietet gleich mehrere Möglichkeiten, sich die Werke anzusehen. Wer beispielsweise auf "Onlineschaukasten" klickt und die Rubrik "1933" auswählt, kann über einen Zeitstrahl Dokument aus der Zeit der Judenverfolgung aufrufen. Die Objekte können dann auch vergrößert werden. Doch Werke, Gemälde oder Skulpturen im Netz zu veröffentlichen, ist für Museen und Archive meist mit viel Aufwand verbunden. "Oft müssen sie vorher aufwendige Recherchen zum Urheberrecht einzelner Objekte und Dokumente betreiben", erklärt von Notz. Deswegen fordern die Museen, Archive und Bibliotheken, das Urheberrecht für sie zu lockern. Doch selbst dann bleibt die millionenfache Digitalisierung aufwendig und teuer.

metmuseum.org

google.com/culturalinstitute

/project/art-project

jmberlin.de

rijksmuseum.nl/en

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