Der Nachfolger des Space Shuttles

Washington · Fünf Jahre liegt der letzte Flug eines Space Shuttles zur Internationalen Raumstation ISS zurück. Doch in einigen Jahren schon könnte ein Nachfolgemodell zur ISS zurückkehren. Es soll kleiner sein und länger im All bleiben können.

 So sieht die Mini-Raumfähre Dream Chaser aus. Ab dem Jahr 2019 sind erste Testflüge geplant. Grafik: Sierra Nevada Corporation

So sieht die Mini-Raumfähre Dream Chaser aus. Ab dem Jahr 2019 sind erste Testflüge geplant. Grafik: Sierra Nevada Corporation

Seit dem Ende der Space-Shuttle-Flüge am 21. Juli 2011 können Astronauten nur noch mit russischen Sojus-Raumkapseln zur Internationalen Raumstation ISS und zurück fliegen. In einer Zeit zunehmender politischer Spannungen im Ost-West-Verhältnis sind viele US-Politiker mit dieser Abhängigkeit von Russland unzufrieden. Erklärtes Ziel der Luft- und Raumfahrtagentur Nasa ist es daher, wieder einen eigenen bemannten Shuttle-Dienst zwischen der Erde und der ISS zu installieren.

Sieben Versorgungsflüge

Seit zehn Jahren fördert die Nasa den Bau neuer, bemannter Raumkapseln. Die von der US-Firma SpaceX entwickelten Dragon-Kapseln haben mehrfach Versorgungsgüter zur ISS und zurück zur Erde gebracht. 2018 soll eine Dragon-Kapsel erstmals Astronauten transportieren. Die noch größere Orion-Kapsel entwickelt die Nasa in eigener Regie. Sie soll in sieben Jahren Astronauten zum Mond und zu erdnahen Kleinplaneten bringen, ist aber auch in der Lage, an die ISS anzudocken.

Die Entwicklung einer neuen Generation wiederverwendbarer Raumfähren hatte die Nasa Ende der 1990er Jahre eingestellt. Damals überstiegen die Kosten für den als Rettungsraumschiff konzipierten Raumgleiter X-38 das Budget der US-Behörde. Kurz nach der Jahrtausendwende griff das in Louisville im US-Bundesstaat Colorado ansässige Raumfahrtunternehmen Sierra Nevada Corporation diese Entwicklungsarbeiten wieder auf und gab dem Projekt den Namen "Dream Chaser" (Traumjäger). Mit neun Metern Länge und sieben Metern Flügelspannweite ist diese Klein-Raumfähre nur etwa ein Viertel so groß wie ein Space Shuttle . Im Unterschied zur großen Raumfähre wird der Dream Chaser nicht seitlich auf einer Rakete starten, sondern an ihrer Spitze montiert. Damit kann im Notfall die Nutzlast mit einer Rettungsrakete leichter abgesprengt werden. Transportmittel wird voraussichtlich eine amerikanische Atlas V oder einer europäische Ariane 5 sein.

Panne beim Erstflug

Im Oktober 2013 absolvierte ein Vorläufermodell des "Traumjägers" seinen ersten automatisch gesteuerten Gleitflug im kalifornischen Armstrong Flight Research Center. Er verlief beinahe nach Plan, doch als der Gleiter wieder Bodenkontakt hatte, knickte ein Teil des Landegestells ein und die Mini-Raumfähre ging zu Bruch. Inzwischen hat das Unternehmen ein weiteres Raumgleiter-Modell entwickelt. Damit sollen die Flug- und Landetests in diesem Jahr fortgesetzt werden. Die Nasa hat dem Unternehmen Unterstützung bei der Vorbereitung unbemannter Testflüge in den Weltraum angeboten. Geplant sind zwischen 2019 und 2024 mindestens zwei unbemannte Flüge zur Internationalen Raumstation. Sind sie erfolgreich könnten später bemannte Missionen folgen. Ein Vorteil der Raumfähren gegenüber den Raumkapseln ist ein sanfterer Wiedereintritt in die Atmosphäre. Empfindliche Proben von Versuchen in der ISS wären so besser geschützt.

Die europäische Raumfahrtorganisation Esa hat dem US-Unternehmen angeboten, den Kopplungsstutzen für die Raumfähre zu entwickeln. Dabei könnten die beim Bau der unbemannten europäischen ATV-Raumtransporter gewonnenen Erfahrungen genutzt werden. Die Esa hofft, durch diese Kooperation ihre Chance zu verbessern, eigene Astronauten mit dem Dream Chaser zur ISS zu bringen.

Zum Thema:

Hintergrund Pläne für bemannte Raumfähren sind sehr alt. Der Nasa-Ingenieur Jim Benson entwickelte die deltaförmigen Flugkörper in den 1960er Jahren. Doch das Projekt passte nicht ins Apollo-Programm und die US-Luftwaffe, die zeitweise über militärische Raumstationen nachgedacht hatte, verabschiedete sich als Geldgeber. US

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