Job-Scamming Wenn das Stellenangebot zur Falle wird

Saarbücken · Mit einer neuen Betrugsmasche versuchen Kriminelle im Internet die Identitäten von Arbeitssuchenden zu stehlen.

 Wenn potenzielle Arbeitgeber vorab Geld fordern, um Arbeitskleidung zu kaufen, muss jeder Bewerber hellhörig werden. Nicht immer sind Betrugsmaschen im Internet aber so leicht zu durchschauen.

Wenn potenzielle Arbeitgeber vorab Geld fordern, um Arbeitskleidung zu kaufen, muss jeder Bewerber hellhörig werden. Nicht immer sind Betrugsmaschen im Internet aber so leicht zu durchschauen.

Foto: Getty Images/ iStockphoto/sapannpix

Das Internet ist wie eine große Stadt. Es gibt sichere Orten, die man ohne Probleme besuchen kann. Aber auch berüchtigte Viertel, deren Versuchungen man besser nicht erliegen sollte. Allerdings sind gefährliche Gassen nicht sofort zu erkennen. Die Cyber-Gangster ändern ständig ihre Maschen. Eine der jüngsten und besonders perfiden Betrügereien ist das sogenannte Job Scamming (der Ausdruck bedeutet frei übersetzt „betrügen“).

Allen Scamming-Tricks gemeinsam ist, dass Geld verlangt wird, bevor es zu einer Leistung kommt. Beim Job Scamming ist die Betrugsmasche jedoch nicht so einfach zu durchschauen. Es gibt zwar auch die Simpel-Variante, bei dem der Jobsuchende im Vorfeld Geld überweisen soll, damit ihm der künftige Arbeitgeber für die fingierte Beschäftigung zum Beispiel Arbeitskleidung kaufen kann. Wenn dies geschehen ist, löst sich das Stellenangebot in Luft auf.

Doch die Betrüger haben ihre Masche verfeinert. Die Cyber-Gangster fordern jetzt den Job-Interessenten auf, sich in einem so genannten Video-Ident-Verfahren für den potenziellen Arbeitgeber zu identifizieren. Hierbei scannt der Jobsucher beide Seiten seines Personalausweises ein, verschickt diese und setzt sich anschließend mit dem Ausweis in der Hand vor die PC- oder Notebook-Kamera. Diesen muss er hin und her bewegen, um über das Hologramm die Echtheit zu dokumentieren.

Ein solches Verfahren ist bei Online-Bewerbungen oder bei der Eröffnung eines Bankkontos durchaus üblich. Solange das eine mit dem anderen nichts zu tun hat, ist das Ganze auch in Ordnung. Doch Vorsicht, wenn bei einer Bewerbung die Identifizierung über eine Bank laufen soll, warnt das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen. Dem Versprechen, dass das Konto sofort wieder gelöscht wird, sobald die Identität des Bewerbers ermittelt wurde, dürfe man auf keinen Fall vertrauen. Denn die Betrüger haben schon vorher ein Konto mit dem Namen des Job-Aspiranten eingerichtet, aber mit einer anderen Mobilfunknummer und E-Mail-Adresse. „Wenn sich der Bewerber nun über das Video-Ident-Verfahren bei der Bank identifiziert, eröffnet die Bank ein Konto mit den von den Tätern zuvor übermittelten falschen Kontaktdaten“, so die Cyber-Beamten des LKA. Dorthin schickt das Kreditinstitut eine SMS mit Zahlencode oder eine TAN, die dann nur noch in das entsprechende Feld eines Formular eingetragen werden muss, um die Kontoverbindung zu zu aktivieren. Danach haben die Betrüger Zugriff auf das neue Konto des Job-Anwärters. Seine eigentliche Bewerbung läuft ins Leere.

Das Konto wird anschließend mit Forderungen belastet. So können beispielsweise Zahlungen für die Produkte eines Fake-Shops darüber abgewickelt werden. Wer dort bestellt und den Kaufpreis überwiesen hat, bekommt niemals Ware. Die Überweisungen auf das neu eröffnete Konto werden sofort weitergeleitet. Weil die Ware nicht ankommt, fordern die Kunden ihr Geld zurück. Mit diesen Forderungen wird aber der Besitzer des Kontos konfrontiert, der eigentlich nur auf Jobsuche war. „Je nach Nutzung des Kontos, entstehen immense Schadensersatzforderungen“, so das Düsseldorfer LKA.

Sehr beliebt ist das Job-Scamming auch bei Nebenerwerbs-Angeboten, die im Internet mit tollen Einnahmen für wenig Arbeit werben. „800 Euro nebenbei als Testperson für Urlaub oder Kosmetik“ oder „Top-Verdienst bei freier Zeiteinteilung“, lauten solche Kleinanzeigen oft. Auch hier wird teilweise mit dem Video-Ident-Verfahren gearbeitet, wie aus einem Fall hervorgeht, den das ZDF in seiner Sendung „Vorsicht Falle“ Ende des vergangenen Jahres aufgegriffen hatte. Dort hatte sich ein junger Mann bei einem Marktforschungsinstitut beworben, um Produkte am heimischen PC zu testen. Als ersten Auftrag sollte er ein Dossier über die Benutzerfreundlichkeit einer Online-Bank erstellen. Dazu musste er bei dieser Bank per Video-Identifizierung ein Guthaben-Konto eröffnen. Nach dem Test sollt es wieder gelöscht werden, versprachen die Marktforscher. Doch wenige Wochen später flatterten die ersten Mahnungen ins Haus. Auf das Konto war Geld für den Kauf von Drohnen eingegangen und sofort wieder weitergeleitet worden. Die betrogenen Drohnenkäufer, die ihr Fluggerät nie erhalten haben, wollten ihr Geld zurück.

Doch beim Nebenjob-Scamming sind auch die klassischen Maschen nicht ausgestorben, warnt die Verbraucherzentrale Brandenburg (verbraucherzentrale-brandenburg.de). So muss man beispielsweise bei einer Warenbestellung in Vorlage treten und erhält nur wertloses Zeug oder soll für Lehrgangs-Unterlagen zahlen, in denen Banalitäten zusammengeschrieben wurden. „Prüfen Sie Angebote für Nebenverdienste stets kritisch“, rät die Verbraucherzentrale. Zudem sollte bei Scamming-Verdacht immer die Polizei eingeschaltet werden.

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