Maßarbeit gegen Plattfüße

Obersontheim · Zu den Kunden von Orthopädieschuhmachern gehören Diabetiker, Rheuma- und Gicht-Patienten. Sie alle brauchen Schuhe oder Einlagen nach Maß. Entsprechend gut sind die Zukunftsaussichten in der Branche.

Die richtige Haltung beginnt in den Füßen. Sie sind das Fundament, auf dem der Körper steht. Fehlstellungen im Fuß können von den Knien über die Hüften bis zum Rücken den gesamten Bewegungsapparat beeinflussen. Das führt zu Haltungsproblemen und Schmerzen. Dagegen hilft passendes Schuhwerk. An dieser Stelle beginnt der Job des Orthopädieschuhmachers. Anders als es die Berufsbezeichnung suggeriert, stellen sie nicht nur Schuhe her. Sie konstruieren Einlagen oder bearbeiten die Sohlen bestehender Schuhe .

In dem Job braucht es viel handwerkliches Geschick. Außerdem ist ein gutes Augenmaß von Vorteil. "Wir arbeiten an vielen Stellen frei", erklärt Damiano Schilardi. Er macht eine Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher und ist gerade am Ende des ersten Lehrjahres. Die Ausbildung dauert im Regelfall dreieinhalb Jahre. "Die Jugendlichen lernen nicht nur das Handwerk, sondern medizinische und anatomische Grundlagen", erklärt Werner Dierolf, Orthopädieschuhmachermeister aus Obersontheim in Baden-Württemberg und Ausbilder.

Die Beschwerden des Kunden geben den Rahmen vor. Beim diabetischen Fuß fällt die Bettung des Schuhs dicker aus, damit er viel Schutz und Dämpfung hat. Dadurch wird der Schuh voluminöser. Gestalterisch mehr geht bei nur gering ausgeprägten Senk- oder Knickfüßen.

Grundsätzlich ist die Funktion jedoch deutlich wichtiger als das Aussehen. Von Vorteil ist es dennoch, wenn die Schuhe gut aussehen: "Der modische Touch bei orthopädischen Schuhen wird wichtiger", sagt Christiane Reuter vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Die Herstellung eines orthopädischen Schuhs ist ein komplexer Prozess: Der Fuß wird untersucht und gemessen, seine Form mit einem Abdruck erfasst. Daraus wird dann der sogenannte Leisten hergestellt. "Auf Basis des Leistens wird ein Probeschuh hergestellt", sagt Dierolf, der außerdem Präsident des Zentralverbands Orthopädieschuhtechnik (ZVOS) ist. Den probiert der Kunde an, danach werden letzte Korrekturen vorgenommen.

Ein orthopädischer Maßschuh hat seinen Preis: "Im Schnitt etwa 1000 Euro", erläutert Dierolf. Immerhin: Meist gibt es die Schuhe auf Rezept. Der Maßschuh sei zwar immer noch das Herzstück des Handwerks, erklärt Reuter vom BIBB. Inzwischen rüsten die Fachkräfte jedoch auch häufiger als früher Konfektionsschuhe mit orthopädischen Maßnahmen auf.

Außerdem verändert technischer Fortschritt den Job. Schon jetzt erstellen Orthopädieschuhmacher 3D-Scans von Füßen, machen digitale Ganganalysen, gestalten Modelle mit einer speziellen Software und lassen sie mit computergesteuerten Fräsen bearbeiten.

Orthopädieschuhmacher haben durchaus gute Zukunftsaussichten. "Krankheitsbilder wie Rheuma, Diabetes, Gicht nehmen zu, der Bedarf nach passenden Schuhen damit auch", sagt Dierolf. Und auch Sportler suchen häufiger nach optimierten Maßschuhen.

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Auf einen BlickOrthopädieschuhmacher fertigen unter anderem orthopädisches Schuhwerk. Das sind in der Regel Einzelstücke, die individuell gefertigt, angepasst oder auch repariert werden. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre, die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 440 und 640 Euro brutto monatlich, je nach Lehrjahr. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit etwa 2000 Euro brutto pro Monat beziffert.Weitere Infos im Internet unter biv-ot.org , www.schuhmacherhandwerk.de und www.ivonet.org hei

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