Vielen fehlt der Mut zur Lücke

Bonn · Wer sich nach der Schule für eine Lehre entscheidet, hat die Qual der Wahl: In Deutschland gibt es mehr als 300 duale Ausbildungsberufe. Trotzdem streben die meisten Azubis dieselben Jobs an. Aber warum eigentlich?

 Der Beruf des Kfz-Mechatronikers ist stark nachgefragt. Foto: Uwe Annas/Fotolia

Der Beruf des Kfz-Mechatronikers ist stark nachgefragt. Foto: Uwe Annas/Fotolia

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Nach dem Schulabschluss steht für viele die Suche nach einer passenden Lehrstelle an. Für Jugendliche ist es häufig keine leichte Entscheidung, wenn sie vor der Frage stehen: Was soll ich werden? Die Palette der Ausbildungsberufe ist groß. Dennoch sehen die Top Ten der beliebtesten Berufe seit Jahren ähnlich aus. Andreas Pieper vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erklärt, warum das so ist, und gibt Tipps für Jugendliche.

Herr Pieper, einige Berufe sind bei deutschen Jugendlichen besonders beliebt. Inwiefern ist das ein Problem?

Andreas Pieper: Wir beobachten seit Jahren eine relativ starke Zementierung bei der Berufswahl. Es gibt in Deutschland 328 anerkannte duale Ausbildungsberufe . Mehr als die Hälfte der jungen Frauen und rund ein Drittel der jungen Männer konzentrieren sich aber Jahr für Jahr auf lediglich zehn Berufe .

Wie kommt das?

Pieper: Das Image von Berufen spielt hierbei eine große Rolle. Technische Berufe schrecken Frauen oft immer noch ab, sie zieht es vor allem in Dienstleistungs- und kaufmännische Berufe . Auf der anderen Seite gibt es auch nur wenige Männer im pädagogischen und sozialen Bereich.

Welche Berufe sind derzeit am beliebtesten?

Pieper: An oberster Stelle bei männlichen Bewerbern steht der Kfz-Mechatroniker. Bei Frauen ist es aktuell die Kauffrau für Büromanagement.

Was raten Sie Jugendlichen?

Pieper: Mein Appell lautet: Erweitert euer Spektrum. Kaufmännische Berufe gibt es beispielsweise in vielen Bereichen und nicht nur im Einzelhandel. Jugendliche sollten sich also fragen: Welche Alternativen gibt es in meiner Nähe? Sonst machen sie sich gegenseitig das Leben schwer, wenn alle um dieselben Ausbildungsplätze konkurrieren.

Ist es dann eventuell klüger, sich einen etwas ausgefalleneren Beruf zu suchen - also Instrumentenbauer statt Schreiner?

Pieper: Ich würde nicht bloß aus strategischen Gründen auf eine Nische setzen. Der Beruf muss vor allem Spaß machen. Und bei ausgefallenen Berufen wie dem Zupfinstrumentenmacher sind die Ausbildungszahlen natürlich überschaubar und regional begrenzt. Aber: Nischenberufe sind keine aussterbenden Berufe . Die haben alle ihre Berechtigung und bieten durchaus gute Beschäftigungschancen.

Zum Thema:

Auf einen BlickKfz-Mechatroniker bei jungen Männern und Kauffrau für Büromanagement bei jungen Frauen sind aktuell die beliebtesten Ausbildungsberufe . Beide Berufe sind recht ordentlich vergütet, wobei die Summe schwankt - je nachdem, ob man die Ausbildung in Industrie oder im Handwerk beziehungsweise im öffentlichen Dienst macht. Bürokauffrauen bekommen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen 742 und 975 Euro brutto monatlich, Kfz-Mechatroniker zwischen 538 und 895 Euro brutto - je nach Ausbildungsjahr und Region. hei

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