Ausbildung zur Hebamme Helfende Hände beim Wunder der Geburt

Berlin · Hebammen haben einen sehr fordernden Beruf. Der Kontakt zu werdenden Eltern ist extrem intim. Die Arbeitszeiten erfordern Flexibilität, die Verantwortung ist groß. In den kommenden Jahren stehen starke Veränderungen an.

 Hebammen machen auch Vorsorgeuntersuchungen. Schülerin Lúcia Conzane hört mit einem sogenannten Pinard-Rohr die Herztöne eines Ungeborenen ab.

Hebammen machen auch Vorsorgeuntersuchungen. Schülerin Lúcia Conzane hört mit einem sogenannten Pinard-Rohr die Herztöne eines Ungeborenen ab.

Foto: dpa-tmn/Franziska Gabbert

() Lúcia Conzane schätzt an ihrem Beruf, die Dankbarkeit der Frauen unmittelbar zu spüren. Zu erleben, wie glücklich die Eltern nach der Geburt sind. Die 23-jährige Hebammenschülerin begleitet werdende Eltern am Vivantes Klinikum in Berlin-Neukölln bei der Geburt. „Es ist ein Wunder, immer wieder“, sagt sie.

Die Ausbildung zur Hebamme dauert drei Jahre und kann an einer der mehr als 60 Fachschulen in Deutschland absolviert werden. Alternativ gibt es seit 2009 die Möglichkeit, an einer Hochschule einen Bachelor zu machen. Voraussetzung für die Aufnahme an einer Fachschule ist in der Regel ein mittlerer Bildungsabschluss. In der Praxis würden aber vor allem Bewerber mit Abitur genommen, sagt Bianca Schön, Leiterin der Hebammenschule am Neuköllner Vivantes Klinikum.

Hebammen und Entbindungspfleger unterstützen in Ausnahmesituationen. Sie betreuen Frauen bei Entbindungen, assistieren Ärzten, beraten Schwangere, machen Vorsorgeuntersuchungen und geben Kurse zur Geburtsvorbereitung. Auch nach der Geburt sind sie für Eltern und Neugeborene da, beraten beim Stillen und bei der Säuglingspflege. „Man hat sehr intimen Kontakt zu Menschen und auch mit Körperausscheidungen und teils sehr heftigen Schmerzen zu tun. Dazu muss man bereit sein“, sagt Schön. „Es ist ein sehr erfüllender, aber auch ein sehr herausfordernder Beruf.“

Gerade in Kreißsälen werden dringend Hebammen gesucht, sagt Yvonne Bovermann, Präsidiumsmitglied des Deutschen Hebammenverbandes und Beirätin für den Bildungsbereich. Zwar steigen die Ausbildungszahlen, doch auch die Geburtenzahl nimmt zu. Noch immer wird der Beruf von Frauen dominiert. Es gebe jedoch überhaupt keinen Grund, warum nicht mehr Männer darin arbeiten sollten. „Hebammen brauchen Kompetenz und Empathie, und diese Fähigkeiten sind kein Privileg von Frauen.“

Die Schichtarbeit und das hohe Stresslevel schreckten vor allem Frauen ab, die selbst Kinder bekommen möchten. Das betreffe auch freiberufliche Hebammen. Für viele sei deshalb die Freiberuflichkeit ohne Geburtshilfe eine Alternative, so die Einschätzung von Yvonne Bovermann. Dann müsse man nicht nachts zu einer werdenden Mutter eilen, die in den Wehen liege, sagt sie.

Während der Ausbildung wechseln sich Theorieblöcke mit praktischen Einsätzen ab. Am besten gefällt Hebammenschülerin Conzane bisher die Arbeit im Kreißsaal. „Der Moment, in dem die Eltern ihr Kind das erste Mal sehen und in den Armen halten, ist wunderschön.“

Eine EU-Richtlinie schreibt allen Mitgliedstaaten vor, dass die Hebammenausbildung bis Anfang 2020 an die Hochschulen verlagert wird. „Die Hebammenausbildung wird nach den EU-Vorgaben novelliert werden“, teilt das Bundesgesundheitsministerium mit. Einen genauen Zeitplan könne man derzeit nicht nennen.

Trotz der anstehenden Umstellung rät Yvonne Bovermann weiterhin zur Ausbildung. Wer sie absolviert habe, werde auch nach der Akademisierung seine Berufsanerkennung in jedem Fall behalten. Auch die tarifliche Eingruppierung unterscheide sich bei gleicher Tätigkeit nicht.

(dpa)
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