Notensystem für Pflegeheime vor dem Aus

Berlin · Zwischen Politik und Pflegeheimen bahnt sich ein Konflikt an: Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung will das Notensystem zur Bewertung der Heime rasch abschaffen.

Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, hat das Notensystem zur Qualitätsbewertung von Pflegeheimen als "nicht mehr haltbar" kritisiert. "Wer sich darauf verlässt, wird irregeführt", sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". Seiner Ansicht nach wird die tatsächliche Situation in vielen Heimen verschleiert. Die Spitzenverbände der Pflegekassen und die Heimbetreiber hätten ein System vereinbart, "das keinerlei Aussagekraft hat".

Es würden bewusst Schwachstellen vertuscht, damit keine Pflegeeinrichtung schlechter dastehe als andere. "Wenn ich ein Heim für meine Mutter suchen müsste, würde ich die Pflegenoten nicht zur Grundlage meiner Entscheidung machen", sagte Laumann. Seinen Angaben zufolge liegt der Notendurchschnitt für alle rund 12 500 stationären Pflegeeinrichtungen bei 1,3.

Laumann kritisiert insbesondere, dass die einzelnen Prüfkriterien in der Gesamtbewertung alle gleich stark gewichtet werden. So könnten Minuspunkte wegen häufiger Verwechslungen bei der Verteilung von Medikamenten dadurch ausgeglichen werden, "dass beispielsweise die Speisekarte für die Patienten in sehr großen Buchstaben leicht lesbar gedruckt ist".

Der Pflegebeauftragte fordert ein unabhängiges Expertengremium aus Wissenschaftlern, das in Zukunft verbindlich festlegt, wie die Ergebnisse der Prüfberichte "unverfälscht und in leicht verständlicher Form" veröffentlicht werden können. Über diese Frage solle im nächsten Jahr diskutiert werden, wenn die zweite Stufe der Pflegereform auf den Weg gebracht wird.

Der Sozialverband VdK unterstützt Laumanns Vorstoß. "Die Gesamtnote sagt nichts aus über die Qualität eines Pflegeheims", erklärte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher . "Deshalb muss dieses Pflegebenotungssystem schleunigst geändert werden." Schlechte Ernährung, zu wenig Flüssigkeit, Druckgeschwüre und Hygienemängel müssten automatisch zu einer mangelhaften Bewertung führen.

Dagegen betonten die privaten Heimbetreiber, die Einrichtungen hätten "die guten Noten auch redlich verdient". Geprüft würden die wichtigsten pflegerischen Aufgaben, hieß es.

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