Machtgebaren: IS-Miliz köpft weitere Geisel

Bagdad · Mit grausamen Enthauptungsvideos im Internet will die Terrormiliz IS ihre Gegner einschüchtern. Nun veröffentlichten die Dschihadisten eine Botschaft zur Tötung eines weiteren US-Bürgers.

Es ist vor allem ein brutales Machtgebaren, mit dem sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) inszeniert. Gestern tauchte ein neues Propagandavideo im Internet auf. Es zeigt zunächst die Enthauptung syrischer Soldaten. Dann verkündet ein vermummter Dschihadist mit britischem Akzent und in englischer Sprache, dass dem verschleppten US-Entwicklungshelfer und früheren Elitesoldaten Peter Kassig dasselbe widerfahren sei. Neben ihm ist ein abgeschlagener Kopf zu sehen. "Dies ist Peter Edward Kassig", sagt der Vermummte. Die USA bestätigten gestern Abend die Echtheit des Videos. In den Wochen zuvor hatten die Extremisten bereits die beiden Amerikaner Jim Foley und Steven Sotloff sowie die Briten David Haines und Alan Henning ermordet.

Der 26-jährige Kassig hatte sich zum Zeitpunkt seiner Entführung am 1. Oktober 2013 an Hilfsprojekten für Syrien beteiligt. Seine Eltern baten gestern über Twitter alle Medien, keine Fotos oder Videos der Geiselnehmer zu veröffentlichen. "Wir ziehen es vor, wenn an die wichtige Arbeit unseres Sohnes erinnert wird, an die Liebe, die er mit Freunden und Familie teilt." Außerdem dienten diese Videos den Geiselnehmern nur zur Manipulation der Menschen.

Es ist neben den militärischen Erfolgen vor allem solche Propaganda, mit der die Dschihadisten weltweit um Anhänger werben. Erst vor zwei Wochen bescheinigten die Vereinten Nationen dem IS einen nie dagewesenen Zulauf von Kämpfern aus dem Ausland. Von 15 000 Männern und Frauen war die Rede, die sich den Extremisten im Irak oder in Syrien angeschlossen hätten. 450 davon kommen nachweislich aus Deutschland. Laut UN-Menschenrechtsrat seien viele der neuen Unterstützer von den weit verbreiteten Bildern von Hinrichtungen, Enthauptungen und Steinigungen beeinflusst worden.

Der IS wollte von Anfang an keine Kaderorganisation sein, sondern hat die Gründung eines Staates und die Werbung möglichst vieler Mitglieder schon lange geplant. Die Dschihadisten nutzten den Bürgerkrieg in Syrien und die Unruhen im Irak aus, um ihre Macht zu vergrößern. Während alle anderen bewaffneten Gruppen gegen die jeweiligen Regierungen kämpften, machten sie sich an den Aufbau des "Kalifats". Das sei oberste Priorität gewesen. Dafür hätten sie Andersdenkende systematisch unterdrückt, lokale Führer ins Visier genommen und bewaffnete Kämpfe mit anderen, zum Teil ebenfalls radikal-islamischen Gruppen provoziert. Wirklich stark wurde die IS-Miliz nach Eroberung der Millionenstadt Mossul am 10. Juni und zu Zeiten der Gründung des "Kalifats" in den eroberten Gebieten in Syrien und im Irak etwa zwei Wochen später. Die Gruppe hat in jener Zeit auch mehrere Öl- und Gasfelder unter ihre Kontrolle gebracht.

Im aktuellen Video reagieren die Dschihadisten wohl auf die US-Pläne, eine neue Phase zur Niederschlagung der IS-Miliz einzuleiten. Ein vermummter Dschihadist richtet eine Botschaft an Präsident Barack Obama , in der er sagt, dass Kassig US-Soldat gewesen sei und den US-Truppen ähnliches widerfahren werde.

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