Australien bläst zur Hai-Jagd

Sydney · Australien diskutiert über Sinn und Unsinn der Jagd auf Haie, die gestern mit dem ersten Abschuss eröffnet wurde. Tierschützer bezweifeln, dass die australische Regierung mit ihrem Plan Erfolg haben wird.

Es wird ernst für die Haie an Australiens Westküste. Nach sieben tödlichen Angriffen innerhalb von drei Jahren hat die Regierung grünes Licht für die Jagd auf die Raubfische gegeben. Gestern ist aufgrund der neuen Rechtslage erstmals ein Hai getötet worden: Der drei Meter lange Tigerhai, hatte sich Medienberichten zufolge an der Küste vor Meelup Beach in einer im Wasser ausgelegten Köder-Leine verfangen. Ein Fischer, der die Leine kontrollierte, tötete den Hai demnach durch Schüsse in den Kopf.

Tiger- und Bullenhaie, die größer als drei Meter sind, aber auch der als gefährdet eingestufte Weiße Hai stehen auf der Abschussliste. "Ich weiß, dass viele Australier (…) einen besseren Schutz vor gefährlichen Haien an diesen Stränden wollen", sagte jüngst der Ministerpräsident von Western Australia, Colin Barnett. Barnett meint auch für Taucher, Surfer, Schwimmer und Familien an der Küste zu sprechen - unter diesen sind jedoch viele, die entsetzt sind über das Vorgehen der Behörden. "Wir sind vorbereitet, zu tun, was immer auch nötig ist, um diese Jagd auf friedliche Weise zu stoppen", sagt Simon Peterffy von der Aktivistengruppe Marine Response Unit. "Sollte es dort draußen irgendein Tier geben, dass der Hilfe bedarf, werden wir vor Ort sein und es befreien."

Tatsächlich gibt es Zweifel, ob der von den australischen Behörden eingeschlagene Weg wirklich zum Erfolg führt. Studien eines US-Programms zu Hai-Tötungen, die vor etlichen Jahren vor Hawaii stattfanden, besagen, dass dort trotz der Keulung von rund 4500 Haien die Zahl der Angriffe auf Menschen nicht zurück ging. "Weiße Haie und Tigerhaie sind beide überaus mobile Arten. Eine begrenzte Tötung würde daher wahrscheinlich keine nachweisbare Veränderung erbringen hinsichtlich des ohnehin schon geringen Risikos, von ihnen gebissen zu werden", sagte jüngst der Meeresbiologe Carl Meyer von der Universität Hawaii.

Auch der Schwimmer Damon Kendrick spricht sich gegen die Jagd aus. Sein Wort hat insofern Gewicht, weil er einst als 14-Jähriger beim Angriff eines Bullenhais einen Teil seines rechten Beins verlor. "Ich habe nie dem Hai die Schuld gegeben", sagt er heute. Damals sei die Bullenhai-Population geradezu explodiert, weil zu jener Zeit aktiv Jagd auf Weiße Haie gemacht worden sei. "Dadurch, dass der größte Raubfisch aus dem Rennen genommen wurde, entstand ein Vakuum. Dieses hat der Bullenhai gefüllt."

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