Otto Sander turnt Richard Wagner

Saarbrücken. Frauengeschichten ohne Ende, verschwendungssüchtig, ewig auf der Flucht vor Gläubigern oder auch mal vor der Staatsmacht wegen revolutionärer Brandreden - und dazu sein Sound, der geradezu wahnsinnig machen kann: Ja, jeder Rapper müsste blass werden vor Neid beim Blick auf Richard Wagners Vita

 Die Villa Wahnfried. Foto: dpa

Die Villa Wahnfried. Foto: dpa

Saarbrücken. Frauengeschichten ohne Ende, verschwendungssüchtig, ewig auf der Flucht vor Gläubigern oder auch mal vor der Staatsmacht wegen revolutionärer Brandreden - und dazu sein Sound, der geradezu wahnsinnig machen kann: Ja, jeder Rapper müsste blass werden vor Neid beim Blick auf Richard Wagners Vita. Umso mehr wundert es, dass Wagners Welt nicht häufiger schon verfilmt wurde - bei solch lebensprallem Stoff.Immerhin, vor 22 Jahren hat es Regisseur Peter Patzak gewagt. Eben jener Patzak, der auch die herrlich ironische Austro-Polizei-Serie "Kottan ermittelt" ins Bild setzte. Sein Spielfilm "Wahnfried" (nach Wagners Villa in Bayreuth) pflegt Komik aber deutlich dezenter. Er stellt Wagners große Liebe zur Liszt-Tochter Cosima ins Zentrum, die schließlich nicht nur in Wahnfried regiert, sondern auch den Komponisten beherrscht. Die herbe Tatja Seibt ist die ideale Besetzung für die Haus- und spätere Hügelherrin, die auch Nebenbuhlerinnen harsch auf die Plätze weist. Otto Sander mit wallendem Backenbart turnt oft aber bloß als Wagner-Karikatur durch die Szene. Durchaus wörtlich gemeint: Wagners berüchtigte akrobatische Einlagen finden reichlich Raum im Film. Viele Figuren wirken freilich überästhetisiert, allzu künstlich. Sieht man dagegen etwa wie fesselnd Heinrich Breloer Thomas Manns Leben verfilmte, ist "Wahnfried" ein leider anämischer Kunstfilm. oliDie DVD erscheint bei ARD Video. Keine Extras.

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