Ordnung ist das halbe Leben: Mia Unverzagt im Künstlerhaus

Saarbrücken · Mia Unverzagt zeigt im Saarländischen Künstlerhaus in Saarbrücken eine große Werkgruppe, in der sie spielerisch die gesellschaftlichen Ordnungsmuster, in denen wir uns alle bewegen, untersucht. Sie geht der Frage nach, wie diese Strukturen entstehen und wie man sie verändern kann.

Die Szenerie in der Galerie des Saarländischen Künstlerhauses mutet schon merkwürdig an. Am Eingang stehen rosa Pantoffeln für die Besucher bereit. So beschuht geht es dann in die Ausstellungsräume, an deren Wänden kühle Fotos von Damen hängen, die in einer Wäscherei zu arbeiten scheinen. Dazwischen zwei Installationen von einem Arbeitszimmer und einer kleinen Werkstatt, die aus den 1950er Jahren zu stammen scheinen.

Das Gesamtkunstwerk hat die ehemalige HBKsaar-Studentin Mia Unverzagt ersonnen. In der Werkgruppe "Messen - Wiegen - Ordnen" geht sie spielerisch gesellschaftlichen Ordnungsmustern nach und untersucht deren Wirkung auf uns. Die Fotos stammen von einem Experiment, in dem die Bremer Künstlerin Menschen eingeladen hat, sich aus einem Berg von Hauskleidern und Gegenständen aus den 1940er bis 1970er Jahren etwas auszusuchen, was sie gerne tragen würden. Dann sollten die Versuchspersonen die ausgewählten Dinge messen, wiegen und ordnen. Unverzagt begleitete dies mit der Kamera. Hat man die Intention erkannt, wirken die beiden Installationen dazu dann plötzlich nicht mehr zusammenhanglos, denn Schreibtisch und Regal des Arbeitszimmers sind voller Bücher zum genauen Messen und Wiegen. Bilder und Schautafeln an der Wand stammen aus der Nachkriegszeit und sind voller Vorschriften und Anleitungen. Das reicht bis zur Anweisung, wie Fingernägel lackiert werden sollten. Die "Werkstatt" ist ein kleines Chaos aus Tischen voller Mess- und Wiege-Werkzeuge.

Die Ausstellung wirkt ein bisschen spröde und verkopft, das ist keine leichte Kost. Doch wer sich darauf einlässt, kommt schnell ins Grübeln. Mit einer bildhaften und sehr subtilen Botschaft vermittelt uns Unverzagt nicht ohne Ironie, wie sehr sich die Nachkriegsgesellschaft in alte Werte wie Recht und Ordnung flüchtete, um den Alltag zu strukturieren und die Zeit des Nationalsozialismus zu verdrängen.

Im Studio zeigt der Kieler Künstler Volker Tiemann seine humorvollen und oft hintergründigen Objekte, Zeichnungen und Skulpturen. Im "Studio blau" präsentiert Max Grau eine umfassende Videoinstallation.

Läuft bis 3. Mai. Geöffnet Di bis So: 10 bis 18 Uhr.

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