Drohender Stellenabbau Volkswagen-Chef Herbert Diess treibt den Sparkurs voran

Wolfsburg · Für die Beschäftigten des größten europäischen Autobauers Volkswagen zeichnet sich eine neue Sparrunde mit einem Personalabbau ab. Immer mehr verdichtet sich, dass VW-Chef Herbert Diess nicht locker lassen will bei seinem Bemühen um strikte Kostenkontrolle.

 Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von VW, kündigt noch mehr Elektroauto-Modelle an.

Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von VW, kündigt noch mehr Elektroauto-Modelle an.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Zahlen zu möglichen Stellenstreichungen nannten die VW-Manager auf der Bilanzpressekonferenz gestern zwar keine. Aber dass der „Zukunftspakt“ getaufte Sparkurs von 2016 dem Unternehmen nicht ausreicht, um dauerhaft hohe Renditen zu erzielen, machten Diess und sein Finanzchef Frank Witter klar.

Vor allem in der Begrenzung von Fixkosten habe es bei der Marke VW bereits Fortschritte gegeben, sagte Diess. „Nach wie vor gibt es aber großen Nachholbedarf – in der Verwaltung, in der Produktion und in der Entwicklung“, mahnte er. Hintergrund ist, dass Volkswagen derzeit viel Geld in die Hand nimmt, um die IT im Unternehmen zu modernisieren. Das eröffnet Spielraum für Kostensenkungen.

Die Betriebsratsseite sieht in dem gemeinsam mit dem Unternehmen verabredeten Sparprogramm „Zukunftspakt“ eigentlich genügend Effizienzgewinne. Doch nun kommt Diess mit dem nächsten Kürzungsprogramm. Der mächtige Betriebsratschef Bernd Osterloh machte schon deutlich, dass die Arbeitnehmervertreter da ein Wörtchen mitzureden haben. Dabei legte Osterloh den Finger in die Wunde. In der Braunschweiger Zeitung rügte er schwere Managementfehler, vor allem wegen des neuen Abgastests WLTP. Die Kosten für den Schlamassel sind offensichtlich, viele Marken des Konzerns warfen angesichts des fehlenden Modellangebots weniger Gewinn ab als im Vorjahr oder wirtschafteten weniger rentabel. VW-Finanzchef Witter bezifferte die Kosten für den Konzern auf eine Milliarde Euro im Gesamtjahr. Selbst Diess sagte, das habe man besser hinbekommen können.

Diess will den Blick auch stärker nach vorne richten. In den kommenden zehn Jahren sollen auf der eigenen Produktionsplattform 22 Millionen Elektroautos gebaut werden, das sind sieben Millionen mehr als bisher geplant. Bis 2028 stehen knapp 70 neue Elektromodelle auf dem Plan, bisher war von 50 die Rede. Die gesamte Produktion soll CO2-neutral werden.

Trotz des derzeit schwächelnden Marktes in China sieht Diess dort großes Potenzial. Um junge Chinesen als Kunden zu gewinnen, setzt das Unternehmen mit einer neuen Marke „Jetta“ auf den etablierten Namen. „Für unseren Konzern setzt China inzwischen Standards bei Produktivität und Qualität“, sagt Diess.

Doch die Dieselaffäre lässt VW nicht los. Auch im vergangenen Jahr musste VW 3,2 Milliarden Euro für die Bewältigung der Softwaremanipulation aufwenden. Die Abgasrechnung stieg auf 29 Milliarden Euro.

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