Westerwelle sorgt sich um den Jemen

Sanaa. Auf dem Programm sah das anders aus. Eigentlich wollte Guido Westerwelle seine viertägige Arabien-Reise am Montag in Dubai beenden - noch einige Gespräche mit reichen Scheichs, auch wenn es dem Emirat finanziell schon einmal deutlich besser ging, und wohl auch ein wenig Sightseeing zum "Burj Chalifa", seit Beginn des Jahres mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt

Sanaa. Auf dem Programm sah das anders aus. Eigentlich wollte Guido Westerwelle seine viertägige Arabien-Reise am Montag in Dubai beenden - noch einige Gespräche mit reichen Scheichs, auch wenn es dem Emirat finanziell schon einmal deutlich besser ging, und wohl auch ein wenig Sightseeing zum "Burj Chalifa", seit Beginn des Jahres mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt. Aber dann fand sich der Bundesaußenminister in Sanaa wieder, der Hauptstadt des Jemens, dem Armenhaus der arabischen Halbinsel.Natürlich war Westerwelle hier "nicht als Tourist in kurzen Hosen unterwegs, sondern als Außenminister", wie er vergangene Woche bei anderer Gelegenheit schon einmal klargestellt hatte. Der Jemen gehört derzeit zu den großen Sorgenfällen der internationalen Gemeinschaft. Viele befürchten, dass sich das 23-Millionen-Einwohner-Land zu einem neuen Afghanistan entwickelt. Also begab sich der FDP-Chef bei seinem Drei-Stunden-Besuch schnurstracks in den Präsidentenpalast.Hausherr Ali Abdullah Salih ist eines der dienstältesten Staatsoberhäupter der Welt. Seit 1978 ist er schon im Amt, zunächst nur für den Norden zuständig, seit der Vereinigung 1990 dann für das ganze Land. Derzeit steht der Jemen weltweit wieder in der Aufmerksamkeit, weil er sich immer stärker zum Rückzugsraum von Al-Qaida-Terroristen entwickelt. Auch der verhinderte Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug an Weihnachten bei Detroit soll dort vorbereitet worden sein. Nun war Westerwelle der erste westliche Außenminister, der seither wieder in den Jemen reiste. Begründung: Die ganze Welt habe ein großes Interesse an einem stabilen Jemen. Das Land dürfe nicht zu einem "Hafen für Terroristen" werden.In Sanaa wurde Westerwelle dann einigermaßen deutlich. Nach dem Gespräch mit Salih war von einer "offenen Diskussion" die Rede, was im diplomatischen Sprachgebrauch schon mehr als deutlich ist. "Wir setzen auf eine politische Lösung und glauben, dass eine militärische Lösung nicht erfolgreich sein kann." Der Außenminister unterstützt auch den Vorschlag, am Rande der Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London über Hilfe für den Jemen zu beraten. Allerdings sind die Deutschen der Meinung, dass andere Länder mehr tun könnten: Mit Entwicklungshilfe über knapp 80 Millionen Euro für den Jemen in den Jahren 2009/10 steht Deutschland in Europa bislang weit an der Spitze.Ein klein wenig neue Hoffnung gab es auch im Geiseldrama des Paares aus Sachsen, das vor rund sechs Monaten mit seinen drei Kindern im Jemen entführt wurde. Salih behauptete, seit wenigen Stunden den Aufenthaltsort der Familie zu kennen. Westerwelle blieb jedoch vorsichtig. Er sagte lediglich: "Wenn dem so sein sollte, ist es eine hoffnungsvolle Nachricht." Die von manchen ganz leise gehegte vorsichtige Hoffnung, dass die Familie letztlich mit der Ministermaschine heimfliegen könnte, erfüllte sich aber nicht.

HINTERGRUNDDie USA wollen nach den Worten von Präsident Barack Obama keine Soldaten in den Jemen oder nach Somalia schicken. Zwar werde Al Qaida im Jemen ein immer größeres Problem, die USA unterstützen aber die Regierung in Sanaa in ihrem Anti-Terror-Kampf. "In Ländern wie Jemen und Somalia ist Zusammenarbeit mit internationalen Partnern zu diesem Zeitpunkt das effektivste Mittel", sagte Obama dem Magazin "People". Zwar wolle er grundsätzlich keine Option ausschließen. "Aber ich habe keine Absicht, amerikanische Stiefel in diese Region zu senden."Nach dem verhinderten Flugzeug-Anschlag von Detroit war bekanntgeworden, dass der verhinderte Attentäter im Jemen Kontakte zu Al Qaida hatte. Es heißt, er sei dort ausgebildet und mit Sprengstoff ausgerüstet worden. dpa

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