Verbände kritisieren Bildungs-Chipkarte
Berlin. In den Sozial- und Wohlfahrtsverbänden formiert sich Widerstand gegen die geplante Chipkarte für Kinder aus Hartz-IV-Familien. "Es macht keinen Sinn, Gutscheine oder Chipkarten zu verteilen, die vor Ort nirgendwo eingelöst werden können", erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband gestern.Der Verband forderte einen massiven Ausbau der Jugendarbeit
Berlin. In den Sozial- und Wohlfahrtsverbänden formiert sich Widerstand gegen die geplante Chipkarte für Kinder aus Hartz-IV-Familien. "Es macht keinen Sinn, Gutscheine oder Chipkarten zu verteilen, die vor Ort nirgendwo eingelöst werden können", erklärte der Paritätische Wohlfahrtsverband gestern.Der Verband forderte einen massiven Ausbau der Jugendarbeit. Allein zwischen 2002 und 2006 sei die Zahl der Einrichtungen in der Jugendarbeit um mehr als sieben Prozent gesunken, erklärte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider (Foto: dpa). Neben dem Hartz-IV-Regelsatz für den laufenden Bedarf sowie dem Recht auf einmalige Leistungen forderte der Verband einen Rechtsanspruch für alle Kinder auf Angebote der Jugendarbeit.Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte der "Süddeutschen Zeitung" zu diesen Vorschlägen: "Die stärkere Förderung benachteiligter Kinder ist ein gemeinsames Anliegen, aber die Diskussion darf jetzt nicht ausufern in alles, was wünschenswert ist." Es sei nötig, sich nun auf die Umsetzung des Karlsruher Urteils zu konzentrieren. Das Bundesverfassungsgericht hatte entschieden, dass die Regelsätze neu berechnet und die Teilhabechancen der Kinder aus Hartz-IV-Familien verbessert werden müssen.Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte die Pläne von der Leyens. "Ein Bildungschip, der ein Angebot verteilen soll, das es an vielen Orten überhaupt nicht gibt, kann kein Ersatz für eine Erhöhung der Regelsätze sein", erklärte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.Der Deutsche Musikrat begrüßte die Absicht, Kindern und Jugendlichen mehr kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Voraussetzung sei aber, dass die Nachfrage auch gedeckt werden könne, erklärte Generalsekretär Christian Höppner. Rund 100 000 Schüler stünden oft jahrelang auf den Wartelisten der öffentlichen Musikschulen. afp