"Triumph für Moskau"

Moskau. In Russland herrschte nach dem Brüsseler Krisengipfel zum Kaukasus-Konflikt Siegesstimmung: Wie erwartet sei die EU-Linie "weich" und die Tür nach Westen weiter offen. "Ein Triumph des gesunden Menschenverstands", lobte Regierungschef Wladimir Putin die Europäer bei einem Besuch in Usbekistan, wo er rasch neue Gasgeschäfte unter Dach und Fach brachte

Moskau. In Russland herrschte nach dem Brüsseler Krisengipfel zum Kaukasus-Konflikt Siegesstimmung: Wie erwartet sei die EU-Linie "weich" und die Tür nach Westen weiter offen. "Ein Triumph des gesunden Menschenverstands", lobte Regierungschef Wladimir Putin die Europäer bei einem Besuch in Usbekistan, wo er rasch neue Gasgeschäfte unter Dach und Fach brachte. Während die russische Führung nach dem Treffen der 27 EU-Staats- und Regierungschefs keinen Anlass zum Handeln in dem festgefahrenen Konflikt sah, warnten Moskaus Medien, dass Russland weiter Isolation und harte Sanktionen drohten. Bis zum Besuch von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am kommenden Montag in Moskau sei wohl keine Entspannung zu erwarten, sagte der kremlnahe Politologe Gleb Pawlowski. Dabei fordert vor allem Georgien weiter verzweifelt den Abzug russischen Militärs aus den "Pufferzonen" vor Abchasien und Südossetien. Moskau sieht eine anhaltend große Gefahr, dass Georgien seine abtrünnigen Regionen mit einer neuen Militäroffensive zurückholen könnte. Dass Russlands Militäreinsatz in Georgien von den EU-Mitgliedern als "überzogen" verurteilt wurde, sorgte zwar für Unverständnis in Moskau. Gleichzeitig herrschte aber allgemeines Aufatmen, dass die Sanktionsforderungen einiger "Russenhasser wie Polen" keine Mehrheit in Brüssel fanden. So war auch der Tonfall berüchtigter Hardliner wie Russlands Nato-Botschafter Dmitri Rogosin gestern eher versöhnlich. Gelassen reagierte Russland auf die mögliche Aussetzung der Verhandlungen über das neue Partnerschaftabkommen mit der EU. Die Gespräche hatten ohnehin erst in diesem Sommer nach einer langen Blockade vor allem durch Polen begonnen. Moskau sieht jedoch keinen Anlass, wegen der Krise die Verhandlungen nun zu stoppen. "Brüssel hat keine juristisch bindende Entscheidung getroffen", sagte der für Europapolitik in der Duma zuständige Abgeordnete Andrej Klimow. Auch wenn die EU-Mitglieder Russlands Anerkennung der Unabhängigkeit von Südossetien und Abchasien als völkerrechtswidrig verurteilt haben, zeigte sich Putin siegessicher. "Steter Tropfen höhlt den Stein", ließ der "nationale Führer" in der usbekischen Hauptstadt Taschkent wissen. Putins führende Rolle in dem Konflikt nährte erneut die Vermutung von Beobachtern, dass in Wirklichkeit er die "Zügel der Macht" in Russland fest in den Händen halte. Erst am späten Nachmittag äußerte sich der ihm laut Verfassung vorgesetzte Präsident Dmitri Medwedew lobend über die EU-Erklärung: Sie sei vernünftig, auch wenn Russland sich von der EU missverstanden fühle. In Russland mehren sich derweil kritische Stimmen, die vor einem zu "weichen Umgang" mit dem eigenen Land warnen. Mit gut gemeintem Rat appellierte Felgenhauer an den Kreml:"Unsere Führer sollten nicht vergessen, dass sie das letzte Mal den Kalten Krieg nur schwer überlebt haben - als die Sowjetunion in Stücke zerfiel."

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