WM-Finale steigt ohne Benedikt und Franziskus

Vatikanstadt · Das wäre ein Knüller geworden: Der deutsche Papst und der argentinische Papst sehen zusammen das Duell ihrer Länder bei der WM. So weit geht die Fußballbegeisterung dann aber doch nicht. Benedikt geht früh schlafen.

"Gucken zwei Päpste zusammen Fußball..." Bis März 2013 maximal ein schaler Witz. Doch seitdem ist vieles möglich geworden im Vatikan und so gibt es am Sonntag eine einmalige Konstellation: zwei Päpste aus den Nationen des WM-Finales. Benedikt XVI., der deutsche Verteidiger, gegen Papst Franz, den Stürmer aus Argentinien. Doch einen Showdown im Vatikankino wird es wohl nicht geben: Laut Vatikansprecher Federico Lombardi wird Benedikt das Spiel voraussichtlich nicht einschalten und Franziskus werde man erst nach dem Abpfiff informieren. Die beiden Kirchenoberhäupter stünden über den Dingen, so Lombardi. "Sie sagen immer, der Bessere möge gewinnen."

Dabei ging das Thema, seit Argentinien in der Nacht nach müdem Kick sein Finalticket zog, auch in den sozialen Netzwerken durch die Decke: Fotomontagen zeigen die beiden Päpste im gemeinsamen Gebet, aber mit den Gedanken an ihre Nationalfarben; Kanzlerin Angela Merkel und Franziskus feixen über die Höhe des Ergebnisses. Ein weiterer Tweet hat Franziskus mit gekreuzten Armen in Argentiniens Mannschaftsaufstellung montiert. Der Straßenzug in Flores im Herzen von Buenos Aires ist heute die erste Station der sogenannten päpstlichen Stadtführung. Der Musiker Mario Valdez, der 1948 mit Bergoglio die fünfte Klasse besuchte, erzählt: "Rechts, an der Ecke, wo heute ein Spielplatz ist, da hat der Papst als Junge jeden Tag gekickt. Literatur und Fußball, das waren seine Leidenschaften - in der Reihenfolge." Dabei behauptet ein weiterer Schulfreund, Nestor Carabajo, der später mit Bergoglio eine Ausbildung zum Chemietechniker machte, der kleine Jorge sei nie ein begnadeter Techniker gewesen, aber schon damals ein Taktiker vor dem Herrn. Oft sei es Bergoglio gewesen, der die Mannschaften aufstellte und die Taktik bestimmte. "Jorge war ein Anführer, immer bescheiden und bestimmt, wie ihn die Welt heute erlebt." Schon ewig ist Bergoglio, Jahrgang 1936, Anhänger des Stadtclubs San Lorenzo, oder noch genauer: seit dem Meisterjahr 1946 und einem begeisterten Stadionbesuch mit seinem Vater. Deutschland wie Argentinien haben bei Weltmeisterschaften schon über zwei Jahrzehnte nicht mehr ganz oben gestanden.

Doch auch für den Moment des größten Triumphes gibt es eine Parallele zu dem deutschen und dem argentinischen Pontifikat: die Art der Bilder im Kopf. Argentinien, das ist die "Hand Gottes"; das sind die Soli von Maradona und Messi. Und Deutschland? Ein Foulelfmeter von Andy Brehme und ein Kullertor von Oliver Bierhoff. In Brasilien freilich haben bislang nur die Deutschen eine himmlische Performance hingelegt. Bitte noch einmal - es muss ja kein 7:1 sein.

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