Bei Praktiker bleibt noch viel zu tun

Kirkel · Jede Woche werden es weniger Mitarbeiter: Zum Jahresende sollen nur noch zwei Handvoll Beschäftigte an der Abwicklung des Praktiker-Konzerns arbeiten. Doch die Insolvenz ist damit noch lange nicht beendet.

 Die Baumarktkette Praktiker und ihre Tochter Max Bahr sind verschwunden. Viele der Märkte sind von anderen Branchengrößen übernommen worden und bestehen unter neuem Namen fort. Fotos: dpa

Die Baumarktkette Praktiker und ihre Tochter Max Bahr sind verschwunden. Viele der Märkte sind von anderen Branchengrößen übernommen worden und bestehen unter neuem Namen fort. Fotos: dpa

Genau ein Jahr ist es her, dass Praktiker Insolvenz angemeldet hat. Doch für die verbliebenen Mitarbeiter gibt es noch eine Menge zu tun. "Wir sind vollauf mit der Abwicklung beschäftigt", sagt Betriebsrats-Chefin Kerstin Schäfer. "Wir hatten zwischen 600 und 700 Lieferanten." Und für alle müssten noch Rechnungen geprüft, Außenstände eingetrieben und offene Forderungen beglichen werden.

Zwar laufen die Fäden von Praktiker inzwischen wieder in der früheren Konzernzentrale in Kirkel zusammen, doch von der einstigen Größe ist dort nichts mehr übrig. 700 Mitarbeiter waren Anfang 2012 noch am Werk, zu Beginn des Insolvenzverfahrens waren es 255, jetzt sind es nur noch 97. "Und es werden wöchentlich weniger. Mal gehen zehn, mal 20 in die Transfergesellschaft. Zum Jahresende ist der Mietvertrag gekündigt, dann sind es nur noch rund zehn Mitarbeiter, die hier den Rest der Arbeiten erledigen." Hamburg, wohin der damalige Sanierer Thomas Fox 2012 die Zentrale verlegt hatte, ist bereits Geschichte. Auch die frühere Max-Bahr-Zentrale dort ist verkauft. Nur zehn Mitarbeiter treiben im hohen Norden die Abwicklung voran.

Auch wenn in Kirkel Abschiedsstimmung herrscht und es ständig weniger Mitarbeiter werden - das Insolvenzverfahren wird sich noch eine ganze Weile hinziehen. In den ersten Monaten ging es darum, so viele Märkte wie möglich zu verkaufen und Arbeitsplätze zu sichern. Viele Mitarbeiter seien direkt übernommen worden, sagt Betriebsrätin Schäfer. Und diejenigen, die sich für die Transfergesellschaft entschieden hätten, seien auch zum größten Teil weitervermittelt worden - gut 85 Prozent hätten einen neuen Job, schätzt sie. Die offizielle Auswertung kommt erst im August.

Insgesamt ist die Bilanz der drei Insolvenzverwalter der Praktiker AG und ihrer Töchter ordentlich: Jens-Sören Schröder, der Max Bahr betreut, meldete bereits Ende Februar, dass 80 Prozent der Märkte in neue Hände übergegangen seien. Christopher Seagon, zuständig für die Praktiker-Märkte, will bis zur Sommerpause 150 der 230 Märkte an den Mann gebracht haben. Auch die Praktiker-Auslandsgesellschaften haben - bis auf Ungarn - einen neuen Besitzer.

Insolvenzverwalter Udo Gröner, zuständig für den Konzern, hat nun angekündigt, die Insolvenz-Vorgeschichte aufzuarbeiten. Gemeinsam mit Seagon habe er ein Gutachten in Auftrag gegeben, das überprüfen soll, ob rechtzeitig Insolvenz angemeldet wurde. Dieses ist nicht nur für die Staatsanwaltschaft interessant, die gegen das Management wegen Insolvenzverschleppung ermittelt. Gröner und seine Kollegen könnten in einem solchen Fall auch Regressforderungen stellen. Ein baldiges Ende des Verfahrens ist laut Gröner nicht in Sicht. Frühestens Ende 2015, wenn das Gutachten keine Unregelmäßigkeiten an den Tag bringe. Sonst könne es sich noch deutlich länger hinziehen.

Das Land, das die Kirkeler Zentrale noch vor der Insolvenz für 10,4 Millionen Euro über die Saarland Bau Boden (SBB) gekauft und günstig an Praktiker vermietet hatte, um damit Arbeitsplätze zu sichern, bereitet sich nun auf die Zukunft nach Praktiker vor. Schon jetzt sei das Gebäude in Teilen umgebaut worden, um es für neue Nutzer attraktiv zu machen, sagt SBB-Sprecher Ludwin Vogel. Jetzt werde es zur Vermietung oder zum Kauf angeboten. Gespräche gibt es zwar schon, Ergebnisse aber noch keine.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort