Die Pleite bringt Entlastung

Hamburg · Der Schock saß tief, als die Baumarktkette Praktiker vor einem Jahr pleiteging. Heute hat sich die Perspektive in der Branche verschoben. Denn den anderen Baumärkten geht es besser, sie fahren mehr Gewinne ein.

Für Albrecht Hornbach , Chef der drittgrößten Baumarktkette in Deutschland, haben die Pleiten von Praktiker und Max Bahr auch ihre guten Seiten. "Das hat Druck aus dem Markt genommen", sagt Hornbach . Und weil die deutschen Heimwerker bei schönem Frühlingswetter eifrig pflanzten, hämmerten und sägten, konnte der Firmenchef für das erste Quartal des Geschäftsjahres ein Umsatzplus von 16 Prozent verkünden. Der Gewinn stieg noch deutlicher. Ähnlich sieht es bei Hagebau aus. "Wir sind extrem gut in dieses Jahr gestartet", sagt Heribert Gondert, Sprecher der Geschäftsführung.

Die meisten guten Praktiker-Standorte sind in die Hände anderer Betreiber übergegangen, oft ebenfalls Baumärkte . Obi und Bauhaus, Hagebau und Globus haben sich die Rosinen herausgepickt und die Märkte auf ihre Marken umgeflaggt. Auch Hornbach übernahm sechs Standorte . Zudem griffen andere Interessenten zu - etwa Möbelhäuser, Küchenstudios oder Autohändler.

Für die Kunden ist das Verschwinden von Praktiker und Max Bahr verkraftbar. "Niemand vermisst Praktiker, niemand hat Versorgungslücken", sagt Peter Wüst, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) in Köln. Die Branche werde insgesamt in diesem Jahr nicht oder nur wenig wachsen, trotz eines Umsatzplus von 8,5 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro im ersten Quartal. Auch das hat mit der Insolvenz zu tun; zeitweise waren rund zehn Prozent der Baumarkt-Flächen in Deutschland nicht in Betrieb, ehe sie unter neuen Inhabern zum Teil wieder neu eröffnet wurden. Das bedeutet insgesamt gesehen Umsatzeinbußen.

Für den einzelnen Markt blieb aber mehr übrig. "Ein überwiegender Anteil der Umsätze der Praktiker-Gruppe kann aller Voraussicht nach in den aktiven Unternehmen der Baumarktbranche gebunden werden, die individuell mit deutlichen Zuwachsraten für das Geschäftsjahr 2014 rechnen", heißt das beim Verband. Wüst glaubt, dass die Zeit der Übernahmen erst einmal vorbei ist. "Wir hatten schon in den Jahren vor der Praktiker-Pleite eine schleichende Marktbereinigung durch Marktaustritte kleinerer Anbieter", sagt der Verbandsmanager. "Mir scheinen die Marktstrukturen jetzt erstmal stabil."

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