"Unser Kaiser nimmt an dem traurigen Ereignis warmen Anteil"

Saarbrücken. "Wie ein drückendes Verhängnis lastet auf allen Gemütern noch die Schreckenstunde, die in der ganzen Welt ein Echo herzlichen Beileids gefunden hat. Unser Kaiser nimmt an dem traurigen Ereignis warmen Anteil." Mit diesen Worten beginnt am 30. Januar 1907 der SZ-Bericht über eine der tiefschwarzen Stunden des Saarlandes

Saarbrücken. "Wie ein drückendes Verhängnis lastet auf allen Gemütern noch die Schreckenstunde, die in der ganzen Welt ein Echo herzlichen Beileids gefunden hat. Unser Kaiser nimmt an dem traurigen Ereignis warmen Anteil." Mit diesen Worten beginnt am 30. Januar 1907 der SZ-Bericht über eine der tiefschwarzen Stunden des Saarlandes. "Zum Unglück in der Grube Reden" lautet die sachliche Überschrift zu dem Artikel. Auf über einer der damals nur acht Seiten starken SZ werden Details und Reaktionen zu dem Unglück abgebildet; der Text schließt mit einer Übersicht der Toten, Verletzten und Vermissten. Mit Name, Geburtsdatum und Wohnort sind die Bergleute dort aufgelistet, viele bereits mit dem Zusatz "als tot erkannt". Am Ende sind 150 Opfer zu beklagen. Schon am Tag zuvor hatte die SZ ein Extrablatt gedruckt, in dem das Beileidstelegramm von Kaiser Wilhelm nachzulesen war, der sich "tieferschüttert" zeigte von dem "furchtbaren Unglück, welches so vielen braven Bergleuten mitten in ihrer schweren Berufsarbeit den Tod gebracht hat".

In der letzten Januar-Woche gab es immer wieder aber auch richtig gute Nachrichten. "Allgemeine Lohnerhöhung verfügt" titelte die SZ am 24. Januar 1948. Dabei ging es um eine "Verordnung des Hohen Kommissars für das Saarland" - diese glich die Löhne an der Saar den höheren französischen an. Im selben Jahr vermeldete die SZ unter der Überschrift "Neue Autos für das Saarland" die Ankunft von 55 Renaults in Saarbrücken. Dies war berichtenswert, weil das Saarland über 10 000 Wagen "durch Kriegseinwirkung" verloren hatte. "Die schlechte Fahrzeuglage machte sich besonders scharf beim Lebensmitteltransport bemerkbar und bedurfte schon deshalb dringend einer Verbesserung." Aus dem Jahr 1948 stammt auch eine feine Kleinanzeige, die nach einem "braven, ehrlichen, willigen Mädchen" sucht: "Ca. 20 Jahre alt, kräftig und gute Gesundheit zur Bedienung in herrschaftlichem Hause."

Am 25. Januar 1962 wiederum konnte die SZ berichten, dass Sepp Herberger für die Fußball-WM in Chile ein ausgezeichnetes Quartier gefunden hatte. Ja, der Bundestrainer kümmerte sich seinerzeit noch selbst um solche Angelegenheiten! Auf die Frage eines Journalisten, ob für die Deutschen auch junge hübsche Mädchen zur Betreuung abgestellt werden, antworteten die chilenischen Gastgeber: "Ja, vor dem Spiel gegen Chile lassen wir sie herein, außerdem gibt es Eisbein mit Sauerkraut - und so hoffen wir dann zu gewinnen." Die Hoffnung der Chilenen wurde nicht erfüllt: Deutschland siegte 2:0.

Im selben Jahr beschäftigte sich die SZ übrigens schon mit der "geheimnisvollen Kunst" des Yoga. Dies seien nicht bloß "Verrenkungen, die mit unserer Welt nichts zu tun haben". Yoga, so stand zu lesen, könne "gerade dem gehetzten Mitteleuropäer unserer Tage ein guter Ausgleich sein". Bemerkenswert auch ein Zweispalter vom 26. Januar 1962 über den "Pariser Modekrieg" um die Länge der Röcke. Die SZ kam zu dem Schluss: "Der Modekrieg dürfte nun zugunsten des bedeckten Knies entschieden sein."

Eine gute Nachricht für alle Fußballfreunde gab es am 29. Januar 1951: "Das Ludwigspark-Stadion wächst!" Es ist eine Überschrift, die die FCS-Fans auch 2011 gerne lesen möchten. Auch der Text von damals könnte passen: "Wir wissen vom Saarländischen Fussballbund, dass er für die nächste Saison grössere Länderspiele plant, und wir betonen hier noch einmal, dass dazu das Saarland keine einzige repräsentative Sportstätte aufzuweisen hat. Im Interesse von Staat und Stadt also liegt es, diese baldmöglichst fertigzustellen." Im August 1953 war es soweit.

Überhaupt lässt sich feststellen, dass angeblich moderne Themen schon vor über einem Jahrhundert wichtig waren. So berichtete unsere Zeitung am 28. Januar 1900 über "eine verbesserte Schnellzugverbindung zwischen Frankfurt und Paris über Saarbrücken". In acht Stunden schaffte man es nun von der Saar in die Stadt der Liebe, seit einigen Jahren geht das dank ICE und TGV in knapp zwei Stunden.

Was die Menschen damals ebenfalls beschäftigte (und gewiss heute noch), war die "Entsittlichung der Jugend". Am 29. Januar 1900 war "das Wachstum des jugendlichen Verbrechertums" ein Titelthema. Hauptgründe für die "Verwahrlosung der Jugend" seien "die fortschreitende Lockerung der Bande, welche den heranwachsenden Menschen ehemals mit Elternhaus und Heimat verknüpften" sowie "die Abwendung von den Grundsätzen des Christentums, wie sie leider in unserem Volke in weiten Kreisen Platz gegriffen hat".

Was sonst noch geschah in der letzten Januar-Woche:

• In Paris beginnt der Bau des Eiffelturms (1887).

• In Leipzig wird der Deutsche Fußball-Bund gegründet (1900).

• Die Beatles spielen auf dem Dach der Apple-Studios in London ihr letztes Live-Konzert (1969).

• Boris Becker erobert nach dem Sieg bei den Australian Open gegen Ivan Lendl die Spitze der Tennis-Weltrangliste (1991).

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