Studie: Industrie schönt Werte für Sprit-Verbrauch

Berlin · Autokäufer werden nach Ansicht der Umwelthilfe beim Sprit-Verbrauch hinters Licht geführt. Die meisten Verbrauchsangaben seien geschönt. Bundesumweltminister Altmaier will handeln.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat Autoherstellern irreführende Angaben zum Spritverbrauch ihrer Fahrzeuge vorgeworfen. Es gebe große Abweichungen zwischen Normangaben und realem Kraftstoffbedarf, teilte die DUH gestern unter Berufung auf eine eigene Auswertung mit, die sich auf Daten des ADAC stützt. Von den 144 untersuchten Modellen verbrauchten nur acht so viel oder weniger als offiziell angegeben. Bei mehr als der Hälfte sei der tatsächliche Verbrauch sogar mehr als zehn Prozent höher als vom Hersteller mitgeteilt, kritisierte der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Negativer Spitzenreiter sei ein Modell mit einer Abweichung von 42 Prozent.

Die Umwelthilfe begründet ihren Vorwurf damit, dass die Autobauer die niedrigen Verbräuche in den Tests mit Hilfe zahlreicher technischer Tricks bis hin zu rechtswidrigen Manipulationen ermittelten. So würden die Bordcomputer neuer Fahrzeuge registrieren, dass sich das Auto auf einem Rollenprüfstand befindet, und schalteten daraufhin in einen Test-Modus. Einige Hersteller koppelten auch die Lichtmaschine ab, um den Spritverbrauch zu senken, oder verwendeten besonders rollwiderstandsarme Spezialreifen, die extra-hart augepumpt würden. Die Praxis der Hersteller sei negativ für Verbraucher, Klima und Staat. Der Mehrverbrauch der Autos führe zu höheren CO{-2}-Emissionen, bürde den Fahrern höhere Treibstoffkosten auf und drücke die Einnahmen aus der CO{-2}-basierten Kfz-Steuer. Die DUH forderte, das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg mit Nachprüfungen zu betrauen.

Ein Sprecher von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) erklärte gestern: "Wir sehen das Problem und setzen uns dafür ein, dass die Verbrauchsmessung verbessert wird und näher an die Realität rückt." Der Verband der Automobilindustrie trat der Darstellung der Umwelthilfe entgegen und führte die Abweichungen vom Normverbrauch unter anderem auf die individuelle Fahrweise, die Straßenbeschaffenheit und Witterungsverhältnisse zurück. Bei den "standardisierten Laborbedingungen" gebe es hingegen "kaum Spielräume".

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