Neues Glück in der alten Heimat

Leipzig. Neun Jahre hat es gedauert, bis Conny von Ludwig in seine Heimat zurückkehrte. Gleich nach dem Studium im sächsischen Zwickau hatte der Hallenser den Osten der Republik verlassen, um im Westen Karriere zu machen. Für seine Rückkehr nach Halle/Saale hätte der 34-Jährige weniger Gehalt und eine schlechtere Position akzeptiert

 Conny von Ludwig arbeitet heute bei einem großen Autohersteller in Leipzig. Foto: dpa

Conny von Ludwig arbeitet heute bei einem großen Autohersteller in Leipzig. Foto: dpa

Leipzig. Neun Jahre hat es gedauert, bis Conny von Ludwig in seine Heimat zurückkehrte. Gleich nach dem Studium im sächsischen Zwickau hatte der Hallenser den Osten der Republik verlassen, um im Westen Karriere zu machen. Für seine Rückkehr nach Halle/Saale hätte der 34-Jährige weniger Gehalt und eine schlechtere Position akzeptiert. Doch das war gar nicht nötig, denn mittlerweile werden auch in den neuen Bundesländern gut ausgebildete Fachkräfte gesucht. Wie Conny von Ludwig kehren immer mehr abgewanderte Ostdeutsche in ihre Heimat zurück.

Entlastung für Familie

Nach oft erfolgreichen Jahren in den alten Bundesländern suchen viele wieder engeren Kontakt zu Freunden und Verwandten. "Die Rückkehr nach Halle ist für meine Familie eine große Entlastung", sagt er. Im Drei-Wochen-Rhythmus fuhr der 34-Jährige von Hamburg nach Halle, um seinen ältesten Sohn zu sehen. "Das ist jetzt einfacher." In Leipzig fand von Ludwig einen gut bezahlten Job als Abteilungsleiter bei einem großen deutschen Autohersteller.

Seit dem Fall der Mauer strömten mehr als vier Millionen Menschen von Ost nach West, auf der Suche nach Arbeit und besseren Aufstiegschancen. Mittlerweile kommen viele zurück - vor allem der Familie wegen. Nach einer Studie des Leibniz Institutes für Länderkunde in Leipzig ist heute jeder Zweite, der aus den alten in die neuen Bundesländer zieht, ein Rückkehrer. Allein im Jahr 2010 waren es etwa 40 000. "Viele haben ihre Heimat aus wirtschaftlicher Not verlassen und kommen zurück, sobald sie die Möglichkeit haben", sagt der Leiter der Studie, Thilo Lang.

Die Möglichkeiten auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt werden nach Expertenprognosen für Fachkräfte immer besser. Einer Vorhersage des ifo-Instituts Dresden zufolge wird es in den neuen Bundesländern in etwa zehn Jahren Vollbeschäftigung geben. Für Firmen bedeutet das Personalmangel. Kommunen und Ministerien der neuen Länder werben mittlerweile verstärkt um die Rückkehr ihrer "abtrünnigen" Landessöhne und -töchter. Sachsen machte vergangenes Jahr Schlagzeilen mit dem Pendlertreff und einem Eierschecke verteilenden Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) an einer Autobahnraststätte.

Rückkehrer-Portal

In der brandenburgischen Uckermark ging dieses Jahr ein Rückkehrer-Portal online, und in Thüringen wurde die Kampagne "Thüringen braucht dich" gestartet. Das Bundesland wirbt dort sogar um Kräfte "ohne Berufsabschluss für eine Aus- oder Weiterbildung". Brandenburg lockt mit neuen Unternehmen, die nach Fachkräften suchen, aber auch mit landschaftlichen Reizen, familienfreundlichen Eindrichtungen und attraktiven Freizeit-Möglichkeiten.

"Es ist sinnvoll, dass Städte und Gemeinden ihre Offenheit für Rückwanderer signalisieren und mit Portalen den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern", sagt Lang. Der Leipziger Studie zufolge können sich drei Viertel der abgewanderten Ostdeutschen eine Rückkehr vorstellen. "Die Gehälter sind im Osten weiterhin schlechter. Trotzdem ist der überwiegende Teil der Rückkehrer zufrieden."

Conny von Ludwig wechselte beruflich von einer Airline in Hamburg zu einem Autohersteller nach Leipzig. "Das war ein Wechsel auf Augenhöhe, aber ich hätte wahrscheinlich auch geringeres Gehalt und eine schlechtere Position in Kauf genommen", sagt der 34-Jährige.

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