Jeder Sechste im Saarland von Armut bedroht

Wiesbaden/Saarbrücken · Im Saarland ist das Armutsrisiko höher als im Bundesdurchschnitt. 15,8 Prozent der Bevölkerung müssen mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens leben.

Im Saarland wächst das Armutsrisiko. Rund jeder sechste Einwohner galt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Vorjahr als arm. Seit 2010 ist die Gefährdungsquote von 14,3 auf 15,8 Prozent gewachsen. Damit steht das Land etwas schlechter da als der Bundesdurchschnitt (15,2 Prozent).

Am höchsten ist die relative Armut seit 2010 in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern, am niedrigsten ist sie seit 2005 durchgängig in Baden-Württemberg und Bayern. Den größten Anstieg machten die Statistiker seither in Nordrhein-Westfalen und Berlin aus. Den stärksten Rückgang verzeichneten Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Insgesamt gibt es im Osten Deutschlands auch mehr als zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung noch immer mehr Arme als im Westen. Der Unterschied ist aber kleiner geworden, teilten die Statistiker mit. Demnach galt 2012 im Osten fast jeder Fünfte (19,7 Prozent) als arm, in der alten Bundesrepublik war es etwa jeder Siebte (14,0 Prozent). Im Vergleich zur ersten Erhebung im Jahr 2005 waren das im Osten 0,7 Prozentpunkte weniger, im Westen 0,8 Punkte mehr.

Von den 15 bevölkerungsreichsten deutschen Städten war das Armutsrisiko im Vorjahr in München (11,4) und Stuttgart (13,4) am geringsten. Am höchsten war es in Dortmund (26,4), Leipzig (25,9) und Duisburg (25,1).

Armut in Deutschland beginnt bei einem Monatseinkommen von 869 Euro netto für einen Single und bei 1826 Euro für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren.

Der Vorsitzende der Saarländischen Armutskonferenz, Wolfgang Edlinger, nannte die Situation im Saarland gestern "erschreckend und alarmierend". Gerade ältere Frauen seien hierzulande von Armut bedroht, erklärte er. Für Saar-Sozialminister Andreas Storm (CDU) zeigen die aktuellen Zahlen, dass es "notwendig und richtig" war, dass die Landesregierung vergangene Woche den bundesweit ersten Aktionsplan gegen Armut beschlossen habe. So könnten "wirksame Strategien" zur Armutsbekämpfung umgesetzt werden. Allerdings stehen sämtliche Maßnahmen "unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit". >

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