Island wählt Historiker Gudni Johannesson zum neuen Präsidenten

Raykjavik · Nach dem Schock der "Panama Papers"-Enthüllungen haben die Isländer einen politischen Außenseiter ins oberste Staatsamt gewählt. Der parteilose Historiker Gudni Johannesson wurde am Samstag bei der Präsidentenwahl mit 39,1 Prozent zum neuen Staatschef des Inselstaates im Nordatlantik bestimmt. Auf den zweiten Platz kam bei der Wahl die ebenfalls parteilose Geschäftsfrau Halla Tomasdottir mit 29,4 Prozent, wie der Sender RUV gestern berichtete.

Johannesson, der gestern 48 Jahre alt wurde, hatte sich in der Nacht vor Anhängern in Reykjavik zum Nachfolger von Präsident Olafur Ragnar Grimsson erklärt. Dieser war nach 20 Jahren nicht erneut angetreten. Das starke Ergebnis für den Politikneuling Johannesson wird als Beleg für die Frustration weiter Teile der isländischen Bevölkerung mit der politischen Elite gewertet.

Der Wahlkampf für die Präsidentenwahl stand unter dem Eindruck der Enthüllungen der "Panama Papers" über geheime Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen, die im April Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson zum Rücktritt zwangen. Der isländische Regierungschef war unter Druck geraten, nachdem sein Name im Zusammenhang mit einer Briefkastenfirma auf den britischen Jungferninseln aufgetaucht war. Auch Grimsson war in Bedrängnis, da seine Frau Verbindungen zu Offshore-Firmen hatte. Der 73-Jährige stellte sich nach 20 Jahren im Amt nicht mehr zur Wahl.

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