EU-Gericht stärkt Rechte von Fußball-Fans

Luxemburg. Sport und Medien in Europa stehen vor tiefgreifenden Umwälzungen. Anlass ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg. Demnach müssen Fans das Recht haben, Fußballspiele über den günstigsten Satelliten-Decoder zu sehen - auch wenn dies den exklusiven nationalen Verträgen widerspricht

Luxemburg. Sport und Medien in Europa stehen vor tiefgreifenden Umwälzungen. Anlass ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg. Demnach müssen Fans das Recht haben, Fußballspiele über den günstigsten Satelliten-Decoder zu sehen - auch wenn dies den exklusiven nationalen Verträgen widerspricht. Das Urteil wird sich auch auf den Verkauf der TV-Rechte der Bundesliga auswirken.Nach Ansicht des Gerichts verstoßen nationale Rechtsvorschriften, die Einfuhr, Verkauf und Verwendung ausländischer Decoderkarten untersagen, gegen den freien Dienstleistungsverkehr in der EU. Damit gab der EuGH der britischen Pub-Besitzerin Karen Murphy recht. Sie hatte in ihrer Kneipe Spiele der englischen Premier League gezeigt, dafür aber keine Decoder-Karte des britischen Bezahlsenders BSkyB verwendet, sondern eine günstigere aus Griechenland.

Der deutsche Ligaverband DFL unter Führung von Präsident Reinhard Rauball (Foto: dpa) gab sich gestern gelassen. Das Urteil habe sich "abgezeichnet, die DFL ist daher nicht überrascht", hieß es. Der Verband müsse aber feststellen, dass die bisherige Praxis "mit individuellen Rechte-Zuschnitten für unterschiedliche Gebiete infrage gestellt wird".

Experten sehen unterschiedliche Auswirkungen des Urteils auf Sport und Kunden. So erklärte der Sponsoringberater Hartmut Zastrow, Einschnitte werde es vor allem bei der englischen Premier League geben, die pro Jahr rund 1,2 Milliarden Euro aus dem TV-Geschäft einnimmt. Die Bundesliga dagegen erzielt insgesamt nur rund 412 Millionen Euro durch TV-Einnahmen. Der Sportrechte-Experte Martin Stopper dagegen warnt vor finanziellen Einbußen bei internationalen Veranstaltungen wie der Champions League.

Erwartet wird auch ein verschärfter Wettbewerb der Anbieter in Europa. Der FDP-Europapolitiker Alexander Graf Lambsdorff begrüßte das Urteil. Er hoffe, dass "Fußballschauen in Europa bald einfacher und günstiger" wird, sagte er. , Seite A 4: Meinung dapd/dpa/afp

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