„Es ist eben kein Schreibtisch-Job“

Ursula von der Leyen will die Bundeswehr attraktiver machen. Darüber unterhielt sich SZ-Redakteur Thorsten Grim mit Hauptmann Uwe Kammer, Vorsitzender der Standortkameradschaft Saarlouis.

Wie ist es denn derzeit um Weiterbildung, Karriere und Vereinbarkeit von Familie und Beruf bestellt?

Kammer: Grundsätzlich ist es wichtig und gut, dass diese Offensive kommt. Fairerweise muss man aber sagen, dass es in der Vergangenheit schon ähnliche Offensiven oder Ansätze gab, die in der Regel an fehlendem Geld oder bürokratischen Hindernissen gescheitert sind. Der Bundeswehrverband fordert seit Jahren die Steigerung der Attraktivität des Dienstes in den Streitkräften und hat hierzu bereits 2011 eine Attraktivitätsagenda dem Minister und der Kanzlerin übergeben.

Was davon wurde umgesetzt?

Kammer: Beispielsweise das Eltern-Kind-Arbeitszimmer, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Das wurde damals recht stark propagiert. De facto muss man sagen: Ja, die sind an einigen Standorten geschaffen worden, allerdings ist das nicht das Allheilmittel an jedem Standort. Bei uns in der Saarlandbrigade stehen diese Zimmer leer. Weil der tägliche Dienst es uns nicht möglich macht, sie zu nutzen. Denn die Masse der Soldaten in der Brigade macht eben keinen Schreibtisch-Job, sondern ist draußen im täglichen Dienst eingesetzt. Daher gilt es, individuelle Rahmenbedingungen in der Kinderbetreuung zu schaffen, die auf den jeweiligen Standort passen. Bei dem einen Standort mag das die Kindertagesstätte sein, bei dem anderen ein Eltern-Kind-Zimmer für Bürotätigkeiten, bei anderen muss es Kindergartenplätze geben, bei wiederum anderen flexiblere Arbeitszeiten.

Die Attraktivitäts-Offensive ist also dringend notwendig?

Kammer: Unbestritten. Bislang ist es aber oft bei Lippenbekenntnissen geblieben. Denn das Geld steht dafür einfach nicht im notwendigen Maß zur Verfügung. Die Bundeswehr ist, das ist denke ich keine Geheimnis, seit Jahren unterfinanziert. Wir stopfen ein Loch nach dem anderen und schauen, wie wir irgendwie hinkommen.

Das vollständige Interview finden Sie im Internet unter: www.saarbruecker-zeitung.de/bundeswehr

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