„Die Wachsamkeit hat sich weiter erhöht“

Aus den Plagiatskandalen haben die Unis Lehren gezogen. In Graduiertenkollegs hat das Thema wissenschaftliche Ethik einen hohen Stellenwert. Auch in Saarbrücken, wie der Ombudsmann für wissenschaftliches Fehlverhalten an der Saar-Uni, Professor Eike Emrich, im Gespräch mit SZ-Redakteurin Iris Neu erläuterte.

Herr Emrich, ist das Thema Plagiate an der Universität inzwischen überhaupt noch auf der Tagesordnung?

Emrich: Ja, insofern als sich Wissenschaft ja permanent selbst überwacht. Es gibt zuweilen vereinzelte Plagiatsverdachts-Fälle. Allerdings hatten wir davon sehr wenige hier in Saarbrücken. Konkret waren es in den letzten vier Jahren zwei Fälle, mit denen sich der Ausschuss für wissenschaftliches Fehlverhalten befassen musste. In einem Fall hatte sich der Verdacht nicht bestätigt und in dem anderen kam es zur Aberkennung des Doktortitels.

Wurden Änderungen bei der Betreuung von Doktoranden vorgenommen?

Emrich: Ja, in den Graduiertenkollegs wird regelmäßig über Fragen des wissenschaftlich korrekten Verhaltens beziehungsweise über die Notwendigkeit der Vermeidung wissenschaftlichen Fehlverhaltens unterrichtet. Es wird dabei intensiv auf das reine Ethos der Forschung, auf Wahrheits- und Sorgfältigkeitspflichten der Wissenschaftler Bezug genommen. Ansonsten finden regelmäßig EDV-gestützte Kontrollen von Qualifikationsarbeiten wie Promotionen statt, die auf Plagiate prüfen.

Welche Erfahrungen hat die Universität damit gemacht? Wurde die Sensibilität von Doktoranden für das Thema Plagiate durch all die Maßnahmen erhöht?

Emrich: Ja, Sensibilität und Aufmerksamkeit sind zweifelsohne gestiegen, die Wachsamkeit hat sich weiter erhöht. Insgesamt meine ich aber, dass das Problem bei Promotionsarbeiten und wissenschaftlichen Publikationen in seinem Ausmaß überschätzt wird. Das ist eine Folge der medial teilweise doch sehr übertreibenden Darstellung.

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