Die Rache der Schönheitskönigin

Washington · Eine Schönheitskönigin aus den 90ern sorgt im US-Wahlkampf für Furore. Alicia Machado dient Hillary Clinton nach dem ersten TV-Duell als Kronzeugin für Trumps Machismo gegen Frauen. Dieser fühlt sich ungerecht behandelt.

Es war vor laufender Kamera, als die Präsidentschaftsbewerberin der Demokraten Alicia Machado erstmals in Spiel brachte. Während der ersten Fernsehdebatte mit ihrem republikanischen Widersacher erinnerte sie daran, wie Donald Trump einst mit dem Mädchen aus Venezuela umsprang. "Er hat diese Frau ‚Miss Piggy' genannt. Dann nannte er sie ‚Miss Housekeeping', weil sie eine Latina ist", sagte Hillary Clinton unter Anspielung auf die Tatsache, dass es in den USA meist Frauen lateinamerikanischer Abstammung sind, die Hotelzimmer reinigen und in Privatwohnungen saubermachen. Und dann, nach effektvoller Kunstpause, fügte Clinton hinzu: "Donald, sie hat einen Namen. Ihr Name ist Alicia Machado. Sie ist inzwischen US-Staatsbürgerin, und Sie können darauf wetten, dass sie im November wählen geht."

Kurz darauf brachte das Kampagnenteam der früheren Außenministerin ein Video in Umlauf, in dem Machado selber schildert, was sie sich von Trump alles anhören musste.

1996 war sie, damals 18 Jahre alt, "seine" erste Miss Universe, die Erste, die gekrönt wurde, nachdem der Bauunternehmer die Ausrichtung des Schönheitswettbewerbs übernommen hatte. Als sie in den Monaten danach zunahm, verspottete er sie als "Miss Schweinchen" und ließ sie vor laufenden Kameras in einem Fitnessstudio gegen die Kalorien ankämpfen. Das sei jemand, der offensichtlich gern esse, höhnte der Milliardär im Gespräch mit Reportern. Später sprach er von einer Fressmaschine. Es sei wie im Zirkus gewesen, erinnert sich Machado, wie in einer Freak-Show mit dem Titel "Die fette Miss Universe". Trump habe sie behandelt, als sei sie nichts wert, "wie ein Stück Müll".

Der Tycoon selber bestreitet nicht, seinerzeit den Körperumfang der Venezolanerin thematisiert zu haben. Im Gegenteil: In einem Telefoninterview mit dem Sender Fox legte er jetzt noch einmal nach. "Sie hatte gewonnen, und dann hat sie massiv an Gewicht zugelegt. Wir hatten ein echtes Problem."

Im Übrigen kündigte er an, bei der zweiten TV-Diskussion am übernächsten Sonntag, 9. Oktober, mit härteren Bandagen gegen seine demokratische Widersacherin kämpfen zu wollen. Aus Rücksicht auf Hillary Clintons Tochter Chelsea habe er es sich zum Auftakt des ersten Duells verkniffen, auf die Affären Bill Clintons einzugehen. Das aber, gab er zu verstehen, könnte sich beim nächsten Mal ändern.

Die Schuld an seinem schwachen Auftritt am Montagabend schob er anderen in die Schuhe - einem angeblich parteiischen Moderator, Technikern, die ihn angeblich mikrofontechnisch benachteiligten. Dem Moderator, Lester Holt, beim Sender NBC Anchorman der Abendnachrichten, warf er vor, unfaire Fragen gestellt zu haben, und zwar ausschließlich ihm, während seine Kontrahentin Clinton mit Samthandschuhen angefasst worden sei. Und das Mikrofon, klagte Trump, sei für seine Größe zu niedrig eingestellt und obendrein defekt gewesen; ständig habe es geknistert. "Ich frage mich, ob Absicht dahinter steckte." Darauf Clinton: "Wer sich über das Mikrofon beschwert, der hatte keinen guten Abend."

Mittlerweile steht fest, dass die Einschaltquoten des Duells von Montagabend alle Rekorde für politische Sendungen brachen. Rund 84 Millionen Amerikaner verfolgten das Streitgespräch live an den Bildschirmen. Das sind vier Millionen mehr als bei der bisher meistgesehenen Präsidentschaftsdebatte. Es war das Duell, das sich der Demokrat Jimmy Carter und der Republikaner Ronald Reagan im Herbst 1980 lieferten.

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