Die Abrechnung der Andrea Maria

Berlin. Nein, gegen das Etikett der Immer-noch-Linken habe sie nichts, sagt Andrea Nahles. Doch andere Bilder, die seit Jahrzehnten über sie kursierten, "die haben mit mir nur wenig zu tun". Um mit solchen Vorurteilen aufzuräumen, auch deswegen habe sie ihr Buch geschrieben, betont die SPD-Generalsekretärin gestern bei der Vorstellung

Berlin. Nein, gegen das Etikett der Immer-noch-Linken habe sie nichts, sagt Andrea Nahles. Doch andere Bilder, die seit Jahrzehnten über sie kursierten, "die haben mit mir nur wenig zu tun". Um mit solchen Vorurteilen aufzuräumen, auch deswegen habe sie ihr Buch geschrieben, betont die SPD-Generalsekretärin gestern bei der Vorstellung. So will die frühere Juso-Chefin sich nicht länger anhängen lassen, sie sei mehrfach als "Königsmörderin" aktiv geworden.

Ihre erste Kandidatur als Generalsekretärin, die den ersten Sturz Münteferings als SPD-Vorsitzender zur Folge hatte, das sei keine "Hinterzimmer-Veranstaltung" gewesen, sagt die 39-Jährige. "Ich nehme für mich in Anspruch, durch die Vorder- und nicht durch die Hintertür zu agieren." "Genau das Gegenteil" habe sich die damalige SPD-Spitze im Sommer 2008 geleistet, um Kurt Beck vom SPD-Thron zu stoßen. "Das war menschlich unanständig. Das war so."

Auf vielen der 238 Buchseiten gibt sich die Autorin Mühe, von sich selbst ein Bild jenseits der gängigen Klischees zu zeichnen. Von den "68ern" an wichtigen SPD-Schalthebeln, deren "sämtliche Heldengeschichten ich mir 20 Jahre anhören musste", fühlte sie sich schon lange genervt. Zu einstigen Weggefährten geht sie auf Distanz. Ein "rigides Menschenbild" bei großen Teilen der heutigen Linken bemängelt ihre ehemalige Sprecherin. "Ich sehe mich in der Tradition einer Freiheitslinken", sagt sie.

Auch mit ihrer tiefen Verankerung im christlichen Glauben, unterscheidet sie sich von ihrem alten Links-Unterstützerlager. Zum Erstaunen und gelegentlichen Ärger in den eigenen Reihen hat sie ihre christlichen Überzeugungen im Bundestag vertreten, etwa bei der Ablehnung der Embryonenforschung. "Ich selbst glaube an eine göttliche Kraft in unserem Leben", schreibt Nahles. Die "letzten Fragen" des menschlichen Lebens ließen sich nicht von Politikern lösen. dpa

Andrea Nahles: Frau, gläubig, links - Was mir wichtig ist, 238 S., Pattloch Verlag, 16,95 Euro.

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