Breite Kritik an Schulreform im Saarland

Saarbrücken. Die politischen Weichen für die neue saarländische Gemeinschaftsschule sind gestellt, die Zweifel an den Inhalten jedoch bestehen weiter. Lehrerverbände melden mit Blick auf die zugesagten Maßnahmen gegen Unterrichtsausfall massive Bedenken an

Saarbrücken. Die politischen Weichen für die neue saarländische Gemeinschaftsschule sind gestellt, die Zweifel an den Inhalten jedoch bestehen weiter. Lehrerverbände melden mit Blick auf die zugesagten Maßnahmen gegen Unterrichtsausfall massive Bedenken an. Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) hatte eine Verstärkung der"Lehrer-Feuerwehr" angekündigt, um krankheitsbedingte Ausfälle aufzufangen. Dies war eine Bedingung für die Zustimmung der Linken zur nötigen Verfassungsänderung.Der Saarländische Philologenverband bleibt allerdings "skeptisch, ob die angekündigten Vorhaben" umgesetzt werden könnten, ohne dass anderswo im System "wieder der Rotstift angesetzt wird". Man wundere sich "über die plötzliche Einsicht" des Ministers, sagte der bildungspolitische Sprecher des Verbands, Marcus Hahn. Kessler habe neue Lehrerstellen kürzlich aus finanziellen Gründen abgelehnt. Der Verband der Realschullehrer hält sogar die Wiederbesetzung frei werdender Stellen für fraglich, da viele Junglehrer wegen der gekürzten Besoldung aus dem Land abgewandert seien.

Die Landeselterninitiative für Bildung erwartet durch die Aufstockung der "Lehrer-Feuerwehr" keine qualitative Verbesserung. In erster Linie müsse das pädagogische Konzept der neuen Schulform "festgeklopft werden". Auch die SPD-Fraktion im Saar-Landtag monierte, die neue Schulform allein verbessere weder die Qualität des Unterrichts noch die individuelle Förderung der Kinder. Vielmehr seien die Schüler wenige Jahre nach Einführung des achtjährigen Gymnasiums erneut "Versuchskaninchen".

Ministerpräsident Peter Müller (CDU, Foto: rup) begrüßte dagegen, dass sich dank der Linken "die richtige Struktur im Interesse unserer Kinder" durchsetze. Mit der neuen Schulform werde das CDU-Konzept eines "gegliederten Systems" eingeführt und nicht die von der Linken geforderte Einheitsschule. Auch Kessler betonte, es werde "keine Gesamtschule in der inhaltlichen Organisation" geben. Zudem räumte der Minister ein, dass er nicht mehr mit einer gesetzlich festgelegten Klassengröße plane, wie sie die Linke ursprünglich gefordert hatte. , Interview, Seite A 4: Meinung red/pg/dpa

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