Neue Studie Saar-Forscher warnen vor Darmkrebs-Welle – doch wie effektiv ist eine Vorsorgeuntersuchung?

Saarbrücken/Heidelberg · Wegen aufgeschobener Vorsorgeuntersuchungen während der Corona-Pandemie, warnen saarländische Forscher vor vermehrten Darmkrebserkrankungen – aber wie effektiv ist eine Darmspiegelung wirklich?

 Forscher des saarländischen Krebsregisters und des Krebsforschungszentrums Heidelberg empfehlen eine Vorsorgeuntersuchung gegen Darmkrebs. (Symbolbild)

Forscher des saarländischen Krebsregisters und des Krebsforschungszentrums Heidelberg empfehlen eine Vorsorgeuntersuchung gegen Darmkrebs. (Symbolbild)

Foto: Getty Images/Westend61/Westend61

Zu den Folgen der Corona-Pandemie wird in den nächsten Jahren auch ein deutlicher Anstieg erst spät erkannter Fälle von Darmkrebs gehören, warnen Forscher des saarländischen Krebsregisters und des Krebsforschungszentrums Heidelberg. Denn während der Pandemie sei die Zahl der Früherkennungsuntersuchungen deutlich gesunken. Das habe zum Teil an der Überlastung der Kliniken gelegen; viele Patienten hätten auf die Vorsorge auch aus Furcht vor einer Infektion mit dem Coronavirus verzichtet. Die Warnung geht auf eine Auswertung des saarländischen Krebsregisters zurück. Es verzeichnet 2020 rund 17 Prozent weniger Darmkrebs-Diagnosen als in den Jahren 2015 bis 2019.

„Wenn wir die im Saarland erhobenen Zahlen hochrechnen, müssen wir für 2020 von 10 000 verzögert diagnostizierten Darmkrebserkrankungen in Deutschland ausgehen“, sagt Bernd Holleczek vom Krebsregister des Saarlands.

Nutzen einer Darmspiegelung: ernüchternde Studienergebnisse

Aber ist die angepriesene Darmspiegelung tatsächlich ein effektives Mittel zur Vermeidung einer Krebserkrankung? Die Ergebnisse einer Studie, die Mitte Oktober im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ erschienen ist, wecken Zweifel.

Die Studie untersuchte den Nutzen der Darmspiegelung für die Krebsvorsorge, indem fast 85 000 Studienteilnehmer im Alter von 55 bis 64 Jahren zufällig in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Eine Gruppe erhielt eine Einladung zur Darmspiegelung, die andere bekam kein Angebot für eine Vorsorgeuntersuchung. Anschließend beobachteten die Wissenschaftler, wie viele Probanden an Darmkrebs erkrankten und die daraus resultierenden Todesfälle. Nach zehn Jahren zogen sie Bilanz:

  • Das Risiko einer Darmkrebserkrankung lässt sich durch die Vorsorgeuntersuchung lediglich um 18 Prozent senken.
  • Wer eine Einladung zur Darmspiegelung erhielt, konnte das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, nur um 10 Prozent mindern.

Gleichwohl kann festgehalten werden: Wird eine Darmkrebserkrankung erst in einem vorangeschrittenen Stadium festgestellt, sind die Chancen auf Heilung wesentlich schlechter. In diesem Sinne raten die Forscher des saarländischen Krebsregisters deshalb, eine aufgeschobene Krebsvorsorge schnell nachzuholen.

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