Erste Bilanz des Synodalen Weges Klare Worte der Kirchenfrauen an die Bischöfe um Kardinal Marx

Frankfurt · Der Ruf nach Erneuerung ist spürbar beim Synodalen Weg der katholischen Kirche. Ist der Reformprozess eine letzte Chance? Eine erste Bilanz.

 Ist zuversichtlich, dass der Reformprozess gelingt: Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Ist zuversichtlich, dass der Reformprozess gelingt: Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Foto: dpa/Andreas Arnold

„Trotz allem“ – diese Wörter waren in den vergangenen Tagen eine Art roter Faden bei der Synodalversammlung der deutschen Katholiken. Innerhalb und außerhalb des Treffens zum Reformprozess waren es vor allem Frauen, die erklärten, warum sie „trotz allem“ noch in der Kirche geblieben seien, sich noch immer engagierten.

Sie machten aber auch klar: Jetzt reicht es, die Geduld ist am Ende, die Verletzungen sind groß und teilweise Jahrzehnte alt. Ganz besonders deutlich wurde das in Frankfurt am Samstag bei der Diskussion über Frauen in Ämtern in der Kirche und über Sexualität, die so viele Wortmeldungen erhielten wie keines der anderen Themen. Doch auch der Missbrauchsskandal, das wurde deutlich, hat tiefe Verletzungen hinterlassen. Als Konsequenz daraus hatte die katholische Kirche in Deutschland den Reformprozess Synodaler Weg gestartet.

„Sie haben nicht mehr viel Zeit“, sagte eine Teilnehmerin an die Bischöfe gerichtet. Und eine andere Synodalvertreterin versicherte: „Die jungen Frauen sind nicht mehr bereit, diese Dinge auszuhalten.“ Die Unzufriedenheit, Enttäuschung über mangelnde Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche, aber auch die Entschlossenheit, sich nicht damit abzufinden – das war auch am Vorabend beim Gottesdienst des Frauenbündnisses Maria 2.0 im Frankfurter Dom zu spüren gewesen. „Ja, wir stellen die Machtfrage“, sagte eine der Theologinnen. Die Synodalversammlung, die sich nun zu ihrer ersten Plenarversammlung traf, besteht aus 230 Bischöfen, Gläubigen und Vertretern der Berufe in der Kirche. Sie ist das oberste Organ beim Synodalen Weg. Während des insgesamt zweijährigen Prozesses werden die Mitglieder noch drei weitere Male tagen.

Dieser Gesprächsprozess sei so etwas wie eine letzte Chance, hatten insbesondere Reformgruppen zuvor gemahnt. „Wenn nichts passiert, dann implodiert die Kirche in den nächsten zehn Jahren“, prophezeite Monika Humpert, Sprecherin der Frankfurter Gruppe von Maria 2.0. Dieser Zusammenschluss will die katholische Kirche von innen reformieren, unter andrem tritt er bundesweit für Frauen in Priesterämtern, die rückhaltlose Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe und die Abschaffung des Zölibats ein. Letzteres hatte auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer am Samstag erneut gefordert. „Ich wünsche mir viel mehr Frauen in der Kirche und als ersten Schritt die Zulassung von Frauen als Diakonin. Und ich bin für die Aufhebung des Zölibats“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Einiges war in Frankfurt immerhin schon anders als sonst: Beim Einzug zum Eröffnungsgottesdienst zogen nicht etwa die Bischöfe in prunkvollem Ornat vor den Laien vorneweg, sondern gingen gemeinsam mit allen anderen in den Dom, durch ein Spalier von Frauen mit Plakaten, die „gleiche Rechte, gleiche Würde“ forderten. Und bei den Männern im schwarzen Anzug mit weißem Hemd oder Priesterkragen war optisch nicht zu unterscheiden, wer hier Bischof und wer ein ganz normaler Pfarrer war.

In der Plenarversammlung entschied das Alphabet über die Sitzordnung, nicht der jeweilige Rang. Gleich zu Beginn wurde bei einer Änderung der Geschäftsordnung die Position der auf der Synodalversammlung vertretenen Frauen gestärkt. Nicht nur, dass das Tagungspräsidium stets geschlechter-paritätisch besetzt werden muss. Bei entsprechendem Antrag gilt künftig ein Beschluss nur dann als angenommen, wenn eine Mehrheit der teilnehmenden Frauen ihm zugestimmt hat. Als die Frauen von Maria 2.0 am Freitagabend eine Nachtwache begannen, kamen auch mehrere Bischöfe vorbei. „Wir haben schon mal das Hören geübt“, sagte der Limburger Bischof Georg Bätzing. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und frühere Trierer Bischof, Kardinal Reinhard Marx, sagte: „Das Anliegen aller, die Kirche voranzubringen, war spürbar.“

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