Schwerer Rückschlag für Gaddafi

Tunis. Der einflussreiche libysche Ölminister Schukri Ghanem hat sich offenbar nach Tunesien abgesetzt. Der langjährige Vertraute von Machthaber Muammar al-Gaddafi habe Libyen am Samstag in einem Auto verlassen und befinde sich in einem Hotel der tunesischen Ferieninsel Djerba, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP gestern aus tunesischen Regierungskreisen

 Bis vor kurzem diente Schukri Ghanem Diktator Gaddafi noch als Ölminister, früher sogar als Ministerpräsident - jetzt soll er sich nach Tunesien abgesetzt haben. Foto: dpa

Bis vor kurzem diente Schukri Ghanem Diktator Gaddafi noch als Ölminister, früher sogar als Ministerpräsident - jetzt soll er sich nach Tunesien abgesetzt haben. Foto: dpa

Tunis. Der einflussreiche libysche Ölminister Schukri Ghanem hat sich offenbar nach Tunesien abgesetzt. Der langjährige Vertraute von Machthaber Muammar al-Gaddafi habe Libyen am Samstag in einem Auto verlassen und befinde sich in einem Hotel der tunesischen Ferieninsel Djerba, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP gestern aus tunesischen Regierungskreisen.Bisher machte Ghanem, der ebenfalls Chef der staatlichen Ölgesellschaft ist und lange libyscher Ministerpräsident war, den Angaben zufolge keinen Versuch, die tunesischen Behörden zu kontaktieren. Eine Flucht des Ministers aus Libyen wurde zunächst nicht bestätigt. Die Aufständischen in Libyen erklärten über ihren Nationalen Übergangsrat, "keinerlei Kontakt" zu Ghanem zu haben.

Der Ölminister steht auf der "schwarzen Liste" des US-Finanzministeriums. Alle seine Guthaben in den USA sind eingefroren worden. Ende März hatte sich der libysche Außenminister und langjährige Geheimdienstchef Mussa Kussa über Tunesien nach London abgesetzt, wo er seinen Rücktritt verkündete. Die USA hoben anschließend die gegen ihn verhängten Sanktionen auf.

Die Nato griff in der Nacht Regierungsgebäude in Libyens Hauptstadt Tripolis an. Noch Stunden nach den nächtlichen Luftangriffen standen im Zentrum von Tripolis die Behörde für innere Sicherheit sowie der Sitz des Anti-Korruptions-Ministeriums in Flammen. Die Gebäude befinden sich in der Nähe der Residenz Gaddafis. Nach Angaben von Mitarbeitern des Anti-Korruptions-Ministeriums vor Ort wurden mehrere Beamte bei dem Angriff verletzt.

Russland forderte die libysche Regierung auf, die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung sofort zu beenden. Das Wichtigste sei, das Blutvergießen in Libyen umgehend zu stoppen und die Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrats umzusetzen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow nach einem Treffen mit Abgesandten Gaddafis in Moskau. Die Kampfparteien müssten sich auf den Zeitpunkt und die Bedingungen für einen Waffenstillstand einigen. Lawrow forderte die Gaddafi-Vertreter zudem auf, mit der Uno zusammenzuarbeiten, um die Lieferung humanitärer Hilfe im gesamten Land zu ermöglichen. Russland hatte am 17. März bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat zu Libyen darauf verzichtet, Gebrauch von seinem Veto-Recht als ständiges Mitglied zu machen. Die UN-Resolution 1973 erlaubt den Gebrauch "aller Mittel", um die Zivilbevölkerung zu schützen. Sie ist die Grundlage für den internationalen Militäreinsatz in Libyen. afp

Hintergrund

 Bis vor kurzem diente Schukri Ghanem Diktator Gaddafi noch als Ölminister, früher sogar als Ministerpräsident - jetzt soll er sich nach Tunesien abgesetzt haben. Foto: dpa

Bis vor kurzem diente Schukri Ghanem Diktator Gaddafi noch als Ölminister, früher sogar als Ministerpräsident - jetzt soll er sich nach Tunesien abgesetzt haben. Foto: dpa

Die Vereinten Nationen fordern in Libyen eine "humanitäre Pause" bei den Kriegshandlungen. Darauf hat gestern das zuständige UN-Büro für humanitäre Hilfe verwiesen. "Wir brauchen die Möglichkeit, etwa (die umkämpfte Stadt) Misrata zu Land und zu Wasser zu erreichen", sagte ein Sprecher. Die Hilfsorganisationen würden sich um die Menschen kümmern, Hilfsmaterial und Lebensmittel in die Stadt bringen und dann wieder abziehen. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort