Kanzlerkandidaten Baerbock, Laschet, Scholz und ihre Partner Wer wird der neue „Herr Sauer“?

Analyse · Nach der Bundestagswahl endet auch seine Zeit als Kanzlerinnengatte. Dann ist Joachim Sauer „nur“ noch Ehemann von Angela Merkel. Doch wer sind die Partner von Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz? Ein Ehemann und zwei Ehefrauen - wie sie nach einem möglichen Wahlsieg ihre künftige Rolle sehen.

 Zumindest in Bayreuth immer an ihrer Seite: Joachim Sauer, Ehemann von Angela Merkel.

Zumindest in Bayreuth immer an ihrer Seite: Joachim Sauer, Ehemann von Angela Merkel.

Foto: dpa/Tobias Hase

Auf der politischen Bühne hatte er ja etwas von einem scheuen Reh. Nur selten sah man ihn an ihrer Seite. Bei den Festspielen in Bayreuth zum Beispiel, oder wenn ein US-Präsident auf Staatsbesuch in Deutschland weilte. Selbst zu drei Vereidigungen seiner Ehefrau im Bundestag kam er nicht. Erst zur vierten 2018 saß er auf der Tribüne, mit aufgeklapptem Laptop. Interviews hat Joachim Sauer, 72, Professor für physikalische und theoretische Chemie, nur zu seinen Fachgebieten gegeben. Angela Merkel geht jetzt in den Ruhestand, damit auch er als Kanzlerinnengatte. Wer wird der neue „Herr Sauer“?

Daniel Holefleisch, Ehemann von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Der 48-Jährige ist genauso gut vernetzt in der Partei wie seine Frau. Beim letzten TV-Triell sah man Holefleisch vor dem Fernsehstudio nervös umherlaufen. Der Druck lastet auch auf ihm. „Obwohl es ja nicht um mich geht“, so der 48-Jährige zu unserer Redaktion.

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und ihr Ehemann Daniel Holefleisch.

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und ihr Ehemann Daniel Holefleisch.

Foto: dpa/Eventpress Golejewski

Aber: Sollte sie doch noch Kanzlerin werden, wird sich auch sein Leben noch einmal komplett verändern. Das fängt bei der Sicherheit an und hört bei der medialen Beobachtung oder den repräsentativen Aufgaben nicht auf. Zumindest ab und an mal, wie Joachim Sauer. Vieles wird auch für die beiden Töchter im Alter von sechs und zehn Jahren anders. Baerbock verriet unlängst, dass sie als Grünen-Chefin auf Elternabenden schon für alles Mögliche politisch verantwortlich gemacht werde.

Holefleisch gibt derzeit den Hausmann. 1973 wurde er in Trier geboren, studierte Rechts- und Politikwissenschaften in Göttingen und Berlin. Annalena Baerbock lernte er bei einem Praktikum kennen. Seit 2007 sind die beiden verheiratet. Bereits als Student und später im Bundestagswahlkampf engagierte er sich für die Partei. In der Grünen-Zentrale war er dann für Unternehmenskontakte zuständig. Seit 2017 arbeitet er bei der DHL als PR-Berater.

Für den Wahlkampf hat sich der bekennende Fußballfan - „100 Prozent Werder“ - eine Auszeit von seinem Beruf genommen. Sollte sie Kanzlerin oder Ministerin werden, „ist klar, dass mein Mann seine Arbeit dort so nicht fortführen wird”, so Baerbock. Inwieweit er sie im Wahlkampf auch berät, ist offen. Ihre Pannen konnte er jedenfalls nicht verhindern.

Susanne Laschet, Ehefrau von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Beide waren sieben, als sie sich kennenlernten, sangen gemeinsam im Kirchenchor, den ihr Vater leitete. Erst Jahre später funkte es. Ein Satz der 59-Jährigen in einer Talksendung letztes Jahr sorgte für etwas Aufregung: „Wir haben beide immer nach rechts und links geguckt, so ist es nicht. Wir haben nichts Besseres gefunden.“ Rums, das saß. So ist aber ihre Art: offen, geradeaus, ohne Umschweife.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet mit seiner Ehefrau Susanne.

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet mit seiner Ehefrau Susanne.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Buchhändlerin, die ihrem Mann gerne auch mal Tipps gibt, „welche tollen neuen Bücher es gibt“, hält nichts von Bezeichnungen wie „First Lady“ oder „Landesmutter“. Ganz so wie Joachim Sauer, der mit „First Husband“ auch keinen Vertrag hatte. Caritative Aufgaben hat Susanne Laschet allerdings übernommen, so ist sie zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen Schirmherrin des Müttergenesungswerks der Caritas. Im Falle eines Wahlsieges folge sie ihrem Mann auf keinen Fall nach Berlin, ließ sie unlängst wissen. „Ich bleibe in Aachen. Da ist mein Lebensmittelpunkt, meine Arbeit und meine sozialen Kontakte.“

Seit 1985 sind beide verheiratet, zwei erwachsene Söhne und eine Tochter sind aus der langjährigen Ehe hervorgegangen. Im Wahlkampf trat die Aachenerin nicht in Erscheinung. Wie sie mit den vielen Angriffen gegen ihren Mann umgeht, ist ihr Geheimnis. Dass sie freilich auch Spaß daran findet, den einen oder anderen Promi als Ehefrau des Ministerpräsidenten kennenzulernen, daraus macht sie keinen Hehl. Sollte sie die Kanzlergattin werden, dürfte sie dieses Vergnügen noch häufiger haben.

Britta Ernst, Ehefrau von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. In Sachen Politik steht sie ihrem Mann in nichts nach. Britta Ernst trat mit 17 in die SPD ein. Sie war viele Jahre in der Hamburger Bürgerschaft aktiv, bis sie sich aus der Landespolitik zurückziehen musste, weil ihr Mann Bürgermeister der Hansestadt wurde. Also wechselte sie als Schulministerin nach Schleswig-Holstein. Inzwischen ist Ernst Bildungsministerin in Brandenburg. In der Corona-Krise hat die 60-Jährige also nach wie vor viel zu tun, das Thema Schulen brennt weiter unter den Nägeln. Zumal sie derzeit auch noch Präsidentin der Kultusministerkonferenz ist.

 SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit seiner Ehefrau Britta Ernst.

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit seiner Ehefrau Britta Ernst.

Foto: dpa/Axel Heimken

Scholz und seine Frau haben sich in den Achtzigern bei den Jusos in Hamburg kennengelernt. „Ämter kommen und gehen, die Liebe bleibt", erzählte er einmal. Beide leben seit 2017 in ihrer Wahlheimat Potsdam. Ernst betonte einst in einem Interview: „Frauen sind klug beraten, auf ihre Eigenständigkeit zu achten.“ Als sie dann in einem anderen Gespräch zu ihrer möglichen Rolle als Kanzlergattin gefragt wurde, antwortete sie bloß: „Netter Versuch.“ Dass Britta Ernst sich nach einem Wahlsieg ihres Mannes politisch zurückhalten wird, ist unvorstellbar. Sie verfolgt ihre eigene Agenda. Die Politik dürfte schon jetzt am Frühstückstisch der beiden eine große Rolle spielen.

Zumindest hat sie für etwas Anderes gesorgt - dafür, dass ihr Mann wieder sportlich geworden ist. Seit sie ihn ermahnt hat, rudert Scholz und geht mehrfach in der Woche joggen.

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