FBI blamiert sich mit Fahndungsfoto von Bin Laden

Madrid. Das Fahndungsfoto sollte Osama bin Laden so darstellen, wie die Ermittler der amerikanischen Bundespolizei FBI sich den Al-Qaida-Chef heute vorstellen: sichtlich gealtert, ohne Turban und ohne Bart. "FBI lässt Bin Laden alt aussehen", hieß es bei "Spiegel Online" über das neue Phantombild

Madrid. Das Fahndungsfoto sollte Osama bin Laden so darstellen, wie die Ermittler der amerikanischen Bundespolizei FBI sich den Al-Qaida-Chef heute vorstellen: sichtlich gealtert, ohne Turban und ohne Bart. "FBI lässt Bin Laden alt aussehen", hieß es bei "Spiegel Online" über das neue Phantombild. Nun aber sieht auch das FBI "alt" aus: Die Madrider Zeitung "El Mundo" fand heraus, dass sich die US-Terrorfahnder zur Erstellung des Fotos bei der Aufnahme eines spanischen Politikers bedienten. FBI-Techniker benutzten für das Fahndungsbild die Haare und die Stirn des kommunistischen Parlamentsabgeordneten Gaspar Llamazares. Sie projizierten diese Partien per Computer in das Bin-Laden-Bild. Ein FBI-Sprecher räumte ein, ein Techniker habe bei der Suche nach passenden Gesichtselementen auf die Suchmaschine Google zurückgegriffen und sei dort "rein zufällig" auf ein Bild von Llamazares gestoßen. "Dahinter steckte keine böse Absicht", betonte der Sprecher. Llamazares, der jahrelang das spanische Mehrparteienbündnis IU (Vereinte Linke) angeführt hatte, hat da seine Zweifel. Er kann angesichts der Millionen von Fotos, die bei Google zu finden sind, nicht so recht an einen Zufall glauben.

Der Politiker geht davon aus, dass seine politische Haltung bei der Auswahl des Fotos eine Rolle gespielt hat. Die spanische Presse enthüllte zudem, dass das FBI sich auch für das Bild eines libyschen Terroristen bei einer Llamazares-Aufnahme bediente. Der Spanier droht den USA mit einer Schadenersatzklage. Er müsse nun auf seinen vielen Auslandsreisen Angst vor Repressalien haben. Einen anstehenden Besuch im Libanon sagte er ab.

In Spanien will man die Sache nicht als Lappalie abtun. Die Madrider Regierung verlangt von Washington eine Erklärung. Das Schlimmste ist nach Ansicht spanischer Journalisten dabei, dass die Foto-Affäre die Arbeitsweise des FBI in einem äußerst ungünstigen Licht erscheinen lässt. Wenn eine Behörde mit einem Milliarden-Budget sich ihre Fahndungsfotos bei Google beschaffe, erinnere dies an die Methoden der Comic-Helden Clever und Smart, der dusseligsten Geheimagenten der Welt, betonte "El Mundo" in einem Leitartikel: "Jedenfalls ist nun klar, dass die US-Geheimdienste nicht die geringste Ahnung haben, wie Bin Laden heute wirklich aussieht."

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