Ein Duell mit eigenen Gesetzen

Berlin · Am 3. September, drei Wochen vor der Bundestagswahl, werden sich Merkel und Schulz im Fernsehen einen Schlagabtausch liefern.

 Ring frei für Herausforderer Martin Schulz und Amtsinhaberin Angela Merkel: Die beiden bestreiten die fünfte Runde der deutschen TV-Duell-Geschichte der Kanzlerkandidaten. Fotos: dpa

Ring frei für Herausforderer Martin Schulz und Amtsinhaberin Angela Merkel: Die beiden bestreiten die fünfte Runde der deutschen TV-Duell-Geschichte der Kanzlerkandidaten. Fotos: dpa

Manchmal können sich die Kandidaten noch so viel Mühe geben, doch am Ende bleiben andere Dinge in Erinnerung. Wie 2013 der kecke Konter von Fragesteller Stefan Raab, der zu SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück meinte: "Das ist doch keine Haltung, zu sagen: Ich will nur gestalten, wenn ich King of Kotelett bin!" Oder aber die "Schlandkette" in Deutschlandfarben am Hals der Kanzlerin.

TV-Duelle haben ihre eigenen Gesetze. Das wissen natürlich Angela Merkel und Martin Schulz. Ihren direkten Schlagabtausch im Fernsehen werden sich die CDU-Regierungschefin und der SPD-Herausforderer am 3. September liefern. Merkel gilt nicht als Fan dieses Formats, weshalb es seit 2005 immer nur ein Duell mit ihr gegeben hat. Merkel ist es auch, die stets darauf drängt, dass das Streitgespräch nicht zu knapp vor der Bundestagswahl stattfindet. Damit bis zur Wahl - diesmal am 24. September - noch viel Wasser die Spree hinunterfließen kann.

In der Regel ist es so, dass die Kanzlerin mehr zu verlieren hat als ihr Herausforderer. Im besten Falle wird sie ihrer Favoritenrolle gerecht. Einen eindeutigen Sieger hatte keines der bisherigen Duelle. So lautete 2013 das Urteil zwar, Steinbrück habe sich besser geschlagen als erwartet. Doch Merkel gelang es, mit einem einzigen Satz den Zuschauern klarzumachen, wem man mehr vertrauen könne: "Sie kennen mich." Spiel, Satz, Sieg für die Amtsinhaberin.

Blickt man weiter zurück, so hat sich immer wieder gezeigt, dass Merkel nicht gerade brilliert, wenn die Kameras angehen. 2009 ging sie ebenfalls als klare Favoritin ins Duell gegen ihren Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier. Aber dann begann sie merkwürdig unkonzentriert und defensiv. Auch Steinmeier war nicht berauschend. Aber immerhin trat er unerwartet selbstbewusst auf, sodass er später in den Umfragen zulegte. Dennoch fuhr er das schlechteste Bundestagswahlergebnis aller Zeiten für die SPD ein.

Im Duell 2005 war Merkel noch Oppositionsführerin - und der Kanzler hieß Gerhard Schröder (SPD). Er war politisch schwer angeschlagen, doch im Auftritt deutlich souveräner und schlagfertiger. Schröder zog alle Register. Mitten in der Sendung machte der Genosse sogar seiner Ehefrau eine Liebeserklärung, was für Jubel und Entsetzen sorgte. Nach dem Schlagabtausch lag er in den Umfragen kurz vorne, jedoch konnte Merkel, wenn auch knapp, die Wahl für sich entscheiden.

Die ersten beiden TV-Duelle in Deutschland lieferten sich 2002 Schröder und der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) als Unionskandidat. Stoiber schlug sich nicht so schlecht, wie nach einigen peinlichen TV-Auftritten befürchtet worden war. Genutzt hat es ihm nichts.

Worauf es diesmal ankommt? Merkel hat zwar den Amtsbonus, sie muss jedoch darauf achten, nach zwölf Jahren nicht langweilig, behäbig und ausgelaugt zu wirken. Schulz wiederum dürfte versucht sein, die Kanzlerin in dieses Licht zu stellen. Darauf hoffend, dass ihn im September noch der Geist des Neuen umweht. Für beide Kontrahenten ist das TV-Großereignis extrem wichtig, weil es von einem Millionenpublikum verfolgt wird - darunter viele unentschlossene Wähler.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort