Blitzatlas Wo die meisten Blitze einschlagen

Wesel · Deutscher Blitz-Spitzenreiter ist die Stadt Wesel. Aber auch im Saarland zuckte es 2016 oft – vor allem in Neunkirchen.

 Nirgends gab es 2016 mehr Blitze zu sehen als in Wesel. Dieser hier schlug allerdings in München ein.

Nirgends gab es 2016 mehr Blitze zu sehen als in Wesel. Dieser hier schlug allerdings in München ein.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Es blitzt, donnert, knallt und grollt – im vergangenen Jahr nirgendwo in Deutschland so häufig wie im Kreis Wesel in Nordrhein-Westfalen. Wesel darf sich damit Blitz-Hauptstadt 2016 nennen. 4,1 Einschläge kamen auf einen Quadratkilometer Kreisfläche, gab der Blitz-Informationsdienst bekannt. Eigentlich ist der Landkreis eine blitzarme Region und somit Überraschungssieger.

„Im Jahr 2016 gab es in Deutschland auffallend wenige Blitzeinschläge“, sagt Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes. Im normalerweise blitzreichen August habe es nur sehr wenige Gewitter gegeben. Mit 432 000 Blitzen schlugen so wenige ein wie seit 1999 nicht mehr. Nicht weniger überraschend ist, dass Hamburg mit rund 1,7 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer den ersten Platz als blitzreichstes Bundesland belegt, das benachbarte Schleswig-Holstein mit 0,7 aber den letzten Platz als blitz­ärmstes.

Das Saarland landete im Deutschland-Ranking auf Platz 7 aller Bundesländer. 3513 Blitzeinschläge gab es landesweit 2016. Die meisten Blitze vermerkte der Landkreis Neunkirchen. Am seltensten waren Blitze im Landkreis St. Wendel zu sehen. Registriert werden die Blitzeinschläge in der Karlsruher Blitzzentrale des Siemens-Konzerns. Prinzipiell gilt: Im bergigen Süden Deutschlands schlägt der Blitz häufiger ein als im Norden.

Aber wie kommt es überhaupt zu diesem Wetterphänomen? Während sich die Eispartikel im kalten oberen Teil der Wolke positiv aufladen, reichert sich die negative Ladung in den Wassertropfen an der Wolkenunterseite an. Das immer stärker werdende elektrische Spannungsfeld entlädt sich – mit einem Kurzschluss vergleichbar – schließlich in einem Blitz. Meist innerhalb der Gewitterwolken. Unter einer Gewitterwolke sammelt sich positive elektrische Ladung aber auch am Boden an.

Pro Stunde gibt es auf der Erde etwa 2000 Gewitter, die meisten davon in den Tropen. Nirgends blitzt es häufiger als in Zentralafrika. Schlägt ein Blitz ein, kann das gefährliche Folgen für den Menschen haben: Es drohen Verbrennungen, Knochenbrüche oder gar der Tod.

Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Bei Gewitter gibt es einiges zu beachten. „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“ lautet ein bekanntes Sprichwort zu Unwettern und Blitzgefahr. Aber das stimmt nicht, sagt der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE). Es mache grundsätzlich keinen Unterschied, unter welchem Baum man steht. In der Nähe besteht immer Gefahr bei Gewittern. Am besten bleiben zu jedem Ast mindestens zehn Meter Abstand.

Auch sonst gibt es draußen einige Gefahrenquellen. Regenschirme sollten trotz Nässe geschlosen bleiben. Denn viele Modelle enthalten Metall, das während eines Gewitters nicht angefasst werden darf. Stellt der Schirm außerdem auf freier Strecke den höchsten Punkt einer Umgebung, steigt die Gefahr, dass ein Blitz einschlägt. Deshalb sollte auch besser auf das Fahrrad verzichtet werden. Sicherer ist das Auto mit Ganzmetallkarosserie, sagt der VDE. Denn dort schützt ein sogenannter Faradayscher Käfig: Schlägt der Blitz ein, leitet die Außenhaut aus Metall den Strom zur Erde ab.

Wie viel Zeit noch bleibt, bevor die Blitzgefahr unmittelbar ist, lässt sich gut abschätzen: Die Sekunden zwischen Blitzeinschlag und Donnerhall zählen und das Ergebnis durch drei teilen. Das ergibt die Entfernung in Kilometern. Faustregel: Liegen zwischen Blitz und Donner zehn Sekunden und weniger, besteht Lebensgefahr, betonen die VDE-Experten. Wer keinen sicheren Unterschlupf findet, sollte sich eine flache Stelle oder gar eine Mulde im Gelände suchen und dort in der Hocke-Stellung mit eng geschlossenen Füßen abwarten, erklärt die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder (BAG).

 SZ-Blitze

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Foto: SZ/Astrid Mueller

Nicht nur unterwegs gibt es Tücken. Auch zuhause gibt es versteckte Gefahren. Duschen ist bei Gewitter nur dann angebracht, wenn das Gebäude über einen Blitzschutz verfügt. In allen anderen Häusern ist wichtig, ob das Haus Wasserrohre aus Kunststoff hat, die Strom und Blitz nicht leiten. Auch Telefonieren kann gefährlich werden. Bei Festnetztelefonen am Stecker gilt wie für alle elektrischen Geräte im Haus, dass sie besser vom Strom genommen werden oder einen Überspannungsschutz haben sollten.

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