Wenn die Zahnfüllung Probleme macht

Berlin · Patienten mit einer Zahnfüllung müssen oft schon innerhalb von vier Jahren zu einer weiteren Behandlung zum Zahnarzt. Und sie tragen einen hohen Anteil an den Kosten – weil sie die Rabattmöglichkeiten nicht nutzen.

Von wegen kraftvoll zubeißen - viele Patienten mit einer Zahnfüllung müssen schon nach relativ kurzer Zeit erneut zum Zahnarzt. Wie aus dem aktuellen Zahnreport der Barmer GEK hervorgeht, unterziehen die Mediziner fast jeden dritten Zahn nach einer Füllung innerhalb von vier Jahren einer weiteren Behandlung.

Schlüssige Erklärungen dafür liefert die Untersuchung allerdings nicht. Dabei hatten allein im Jahr 2013 mehr als 20 Millionen gesetzlich Versicherte eine Füllungstherapie bekommen. Der Vorstandschef der Barmer GEK , Christoph Straub, führte das Erklärungsdefizit auf einen Mangel an verfügbaren Daten zurück. "Wir brauchen von den Zahnärzten mehr Transparenz", forderte er deshalb.

Die Ausgaben der gesetzlichen Kassen für die zahnärztliche Behandlung haben sich seit 2008 von gut acht Milliarden Euro auf 9,86 Milliarden Euro im Jahr 2014 erhöht. Hinzu kommen die Kosten für den Zahnersatz, die im vergangenen Jahr rund 3,2 Milliarden Euro ausmachten. Gemessen an den Gesamtausgaben der Kassen nimmt sich der zahnärztliche Bereich mit einem Anteil von rund sieben Prozent zwar eher bescheiden aus. Allerdings zahlen die Versicherten aus eigener Tasche kräftig drauf. So beliefen sich die Kosten für Zahnersatz im Jahr 2013 pro Person im Schnitt auf 1322,22 Euro. Davon lag der Eigenanteil der Patienten bei 738,74 Euro. Umso erstaunlicher, dass die Versicherten laut Zahnreport ihre Bonusmöglichkeiten für neuen Zahnersatz in Form höherer Kassenzuschüsse mehr schlecht als recht nutzen. Wird im persönlichen Bonusheft ein regelmäßiger Gang zum Zahnarzt nachgewiesen, gibt es Rabatte. Doch mehr als jeder vierte Patient (28,3 Prozent), der 2013 neuen Zahnersatz bekam, ließ sich die Ersparnis durch die Lappen gehen. Allein bei den Versicherten der Barmer GEK waren das rund 20 Millionen Euro.

Ob Zahnfüllungen aus Amalgam beständiger sind, oder aus Kunststoff, Keramik beziehungsweise Gold, ist wegen der unzureichenden Datenlage ebenfalls unklar. Nach Auskunft von Michael Walter, Professor am Dresdner Universitätsklinikum und Leiter der Barmer-GEK-Studie, ist das wohl am geringsten geschätzte Amalgam ein "sehr gutes Material". Aus ästhetischen Erwägungen griffen Patienten jedoch inzwischen stärker zu anderen Materialien. So betrachtet könnten auch nicht medizinisch gebotene Füllungswechsel für die eingangs erwähnte Behandlungshäufigkeit solcher Zähne mitverantwortlich sein.

Laut Zahnreport halten Füllungen im Schnitt zwischen 8,7 und 10,5 Jahren, was allerdings nicht nur mit der Art des Materials zu tun hat, sondern mit der persönlichen Zahnpflege. 2013 haben 53 Prozent aller Versicherten eine Zahnprophylaxe vornehmen lassen.

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