Er bleibt seiner Alien-Theorie treu

Interlaken · Die Bundeslade war ein Funkgerät. Moses benutzte es, um sich mit dem Astronauten Jahwe zu verständigen. Götterforscher Erich von Däniken glaubt das „vehementer denn je“ – und begeistert ein großes Publikum.

Die Götter müssen Erich von Däniken mögen. Abgesehen von ein paar Zipperlein kann der Schweizer Bestseller-Autor seinen 80. Geburtstag heute bei guter Gesundheit feiern. "Dafür bin ich unendlich dankbar", sagt er bei einem Besuch in seiner Werkstatt im malerischen Alpenstädtchen Interlaken . "Ich rauche immer noch und ich kann noch jeden Abend mein Fläschchen Bordeaux genießen."

Verdientermaßen, denn tagsüber arbeitet Erich von Däniken immer noch hart. Unbeirrt wie vor einem halben Jahrhundert forscht und schreibt er auf den Spuren der Götter. Oder besser gesagt: der Astronauten aus fernen Welten. In grauer Vorzeit - so seine Hypothese - haben sie unseren Planeten besucht und die Erdweibchen durch künstliche Befruchtung zu Urmüttern der mit Intelligenz begabten Menschen gemacht.

Intelligent, aber damals halt noch unwissend, weshalb sie die mächtigen Leute mit den Glashelmen über dem Kopf zu Göttern verklärten. Nachzulesen sei das doch in etlichen Zeugnissen und Berichten von Mythen und Mysterien. Von den steinernen Zeugen der Mayas und Inkas bis zu den Schriften tibetischer Lamas und vor allem der biblischen Propheten , sagt der Götterforscher, den seine weltweite Fangemeinde schlicht "EvD" nennt.

Der Schweizer Koch, Hotelier und damals noch Hobbyforscher EvD verblüffte die Welt mit seiner Deutung uralter Überlieferungen: 16 Mark kostete sein 232-Seiten-Buch "Erinnerungen an die Zukunft", das der Econ-Verlag 1968 in den Handel brachte und damit ein Science-Fiction-Fieber auslöste. Monatelang hielt sich EvDs Erstling in den Bestsellerlisten. Seine Theorien gingen um die Welt. Die "New York Times" sprach vom Ausbruch der "Dänikenitis".

Er deutete zum Beispiel den Bericht des Propheten Ezechiel über die Erscheinung Gottes auf dem Berg Sinai in einem Gebilde aus Rauch und Feuer. "Wie konnte es denn sein, dass ein allmächtiger Gott ein Fahrzeug brauchte, um sich fortzubewegen?", fragt EvD. Für ihn war das, was Ezechiel beschrieb, "nichts anderes, als die Landung eines Raumschiffs".

Und die biblische Bundeslade deutet er als Wechselsprechanlage zwischen Moses und den Astronautengöttern. Glaubt er das alles heute noch, mit 80 Jahren? "Vehementer denn je", sagt der mittelgroße, breitschultrige EvD. "Es kommen doch immer neue Indizien hinzu." Die gilt es zu deuten. Die "Dänikenitis" mag abgeklungen sein, aber unzählige Menschen verschlingen alle neuen Werke des Gottentlarvers. 38 Bücher sind es inzwischen geworden. Mit einer Gesamtauflage von - laut EvD - rund 67 Millionen Exemplaren, übersetzt in etliche Sprachen.

Für viele seiner Ansichten und Hypothesen ist der Schweizer massiv kritisiert und als Scharlatan oder gewissenloser Märchenonkel angefeindet worden. Dass er Fehler gemacht hat, manches ungeprüft und kritiklos aus zweifelhaften Quellen übernommen hat, räumt EvD ein. "Als junger Mensch ist man nicht selbstkritisch", sagt er. "Doch der Däniken von heute arbeitet anders. Man weiß, dass jedes Zitat stimmt, dass jede Quelle stimmt, man die alten Fehler nicht wiederholt."

Die Kraft für seine Arbeit tankt von Däniken daheim. Auf dem nahe Interlaken gelegenen Beatenberg hat er ein Haus mit Blick über Alpengipfel samt Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau. "Ich bin seit 56 Jahren mit derselben Frau verheiratet", erzählt er. "Am Ende mache ich immer Händchenhalten und sage zu meiner Frau: Du, Elisabeth, gib mir noch ein wenig Zeit. Aus mir wird schon noch was."

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