Folgen des Sturms Sturmtief „Herwart“ hinterlässt Chaos

Berlin · Gestoppte Züge, überflutete Straßen, hunderte Einsätze der Feuerwehren: Der Herbststurm bringt vor allem im Norden Verwüstung und Ausfälle.

 Vor allem in Norddeutschland waren Feuerwehrleute im Dauereinsatz, um Bäume zu zersägen, die der Sturm umgeweht hatte. Auch dieses Auto in Crottendorf in Sachsen wurde Opfer des Sturmes.

Vor allem in Norddeutschland waren Feuerwehrleute im Dauereinsatz, um Bäume zu zersägen, die der Sturm umgeweht hatte. Auch dieses Auto in Crottendorf in Sachsen wurde Opfer des Sturmes.

Foto: dpa/Bernd März

() Entwurzelte Bäume, Autos, die im Hochwasser feststecken und abgedeckte Dächer: Das Sturmtief „Herwart“, das am Wochenende über Deutschland hinwegbrauste, richtete zahlreiche Schäden an. Es gab mehrere Tote: An der Nordsee in Niedersachsen wurde ein 63-jähriger Camper von der Sturmflut überrascht und ertrank. In Mecklenburg-Vorpommern kenterte ein Motorboot mit drei Urlaubern aus Sachsen – eine Frau starb. Die Suche nach einem Passagier blieb nach Angaben der Polizei bis Sonntagabend erfolglos. Mehrere Menschen wurden außerdem bei Sturm-Unfällen in Deutschland verletzt. In Polen und Tschechien waren mindestens drei Todesopfer zu beklagen.

Die Bahn stoppte am Sonntag in sieben Bundesländern ihren Fernverkehr. Im Norden Deutschlands soll der Bahnverkehr heute wieder rollen. Viele Straßen wurden wegen umgekippter Bäume gesperrt.

Das Saarland blieb weitestgehend von dem Sturmtief verschont: Im Norden des Landes musste die Feuerwehr zwei voll gelaufene Keller auspumpen. Ein Baum in Klarenthal konnte den starken Windböen nicht trotzen und fiel um. Es entstand jedoch kein Schaden.

Besonders vom Sturm betroffen waren dagegen der Norden und Osten Deutschlands. So schlimm wie bei „Xavier“ vor gut drei Wochen waren die Folgen jedoch nicht. In Berlin wurde ein Fußgänger von einem umkippenden Baugerüst schwer verletzt. In Nordfriesland überschlug sich ein Autofahrer beim Ausweichen vor Ästen und verletzte sich. Auf der A 20 in Mecklenburg-Vorpommern rutschten Autos auf einer fünf Zentimeter dicken Hageldecke aus. Zwei Menschen verletzten sich dabei. Sonntagmittag flaute „Herwart“ vielerorts langsam wieder ab.

Die Hamburger Feuerwehr rückte bis dahin 800 Mal aus – meist wegen Bäumen und Ästen auf Straßen, Autos und Häusern. Der Wasserstand der Elbe im Stadtteil St.-Pauli lag am Vormittag drei Meter über dem mittleren Hochwasser. Die Berliner Feuerwehr hatte zwischen vier Uhr und zehn Uhr 300 Einsätze und rief deswegen den Ausnahmezustand aus. Der Sturm deckte dort ein komplettes Hausdach ab. Zwei S-Bahnen rammten umgestürzte Bäume. Die Zoos in Berlin und Rostock blieben wegen der Sturmwarnung am Sonntag geschlossen.

Wegen starker Windböen in Frankfurt musste am Sonntag ein Airbus A 380 der Lufthansa außerplanmäßig in Stuttgart landen. Nachdem die aus Houston (USA) kommende Maschine über dem Flughafen Frankfurt gekreist war, entschied sich der Kapitän zur Sicherheitslandung, auch weil der Treibstoff knapp wurde.

Wegen „Herwart“ standen auch die Züge in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen still. Züge aus anderen Regionen in diese Gebiete endeten vorzeitig. In Hamburg fuhr die S-Bahn nur noch eingeschränkt. Ersatzverkehr mit Bussen gab es wegen der Sturmgefahr meist nicht. In Dortmund, Bielefeld und Hamm stellte die Bahn sogenannte Übernachtungszüge zur Verfügung. In diesen fanden Bahnreisende neben anderen Wartenden, die wegen des Sturmtiefs am Sonntag im Dortmunder Hauptbahnhof gestrandet sind, eine Anlaufstelle.

Viele SZ-Leser berichteten, dass auch das Saarland auf Grund der nicht befahrbaren Hauptstrecken mit der Bahn nur schwer zu erreichen war. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn bestätigte, dass der Sturm auch Auswirkungen auf den Fernverkehr ins Saarland hatte.

 Durch die Sturmflut in Hamburg trat die Elbe über die Ufer. Der berühmte Fischmarkt stand unter Wasser.

Durch die Sturmflut in Hamburg trat die Elbe über die Ufer. Der berühmte Fischmarkt stand unter Wasser.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Mit dem Abflauen am Sonntag begann vielerorts das große Aufräumen. Vor allem in Norddeutschland, aber auch in Polen und Tschechien waren viele Bäume umgestürzt. Im polnischen Regierungsbezirk Westpommern starb ein Mann bei einem Autounfall, wie örtliche Behörden angaben. In Tschechien wurde eine Frau bei einem Waldspaziergang bei Trebic nahe Brünn von einem Baum erschlagen. Hunderttausende Haushalte waren in Tschechien ohne Strom. Im nordtschechischen Most warf der Sturm eine orthodoxe Holzkirche um. In der Slowakei rieten die Behörden vor Allerheiligen von traditionellen Grab-Besuchen ab.

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