Paris. Es gibt Geschichten, die sind so unwahrscheinlich, dass sie nur im Kino glaubhaft wirken. So wie der Film "La vie est un long fleuve tranquille", der die Geschichte von zwei vertauschten Babys erzählt. Und doch ist Sophie Serrano genau das passiert. Nach der Geburt wurde ihre älteste Tochter vor 14 Jahren mit einem anderen Neugeborenen vertauscht. Der Fehler wurde erst vor vier Jahren entdeckt. Nun will Serrano die Klinik verklagen. Sie wolle kein Geld, sondern endlich Gerechtigkeit, sagt sie. "Ich will nicht das Besuchsrecht für meine leibliche Tochter fordern. Sie ist bei anderen Leuten aufgewachsen und ich will mich nicht in ihr Leben drängen", sagt die 32-jährige Spanierin. "Ich liebe meine Tochter, auch wenn sie nicht meine leibliche ist. Aber ich möchte, dass die Klinik schuldig gesprochen wird, damit andere Leute besser aufpassen." Alles begann 1994 in der internationalen Klinik von Cannes La Bocca. Nach der Geburt musste Serranos Tochter wegen Gelbsucht eine Woche lang getrennt von ihrer Mutter behandelt werden. Als sie zurückkam, wunderte sich Serrano, dass ihr Baby plötzlich viel mehr Haare hatte. Das Klinikpersonal habe ihr daraufhin erklärt, das läge an der Strahlenbehandlung. "Ich war erst 18 Jahre alt. Ich habe ihnen vertraut", sagt Serrano. Doch im Laufe der Jahre wunderten sich der Vater ihrer drei Kinder und sie immer öfter über die vergleichsweise dunkle Hautfarbe des Mädchens. Zwischen den Eltern kam es zum Streit. Serranos Ehemann forderte einen Vaterschaftstest. Das Ergebnis schockierte nicht nur ihn, sondern auch Serrano, denn es ergab, dass beide nicht die leiblichen Eltern des Kindes sind. Die Gendarmerie fand heraus, dass das Mädchen von einer Krankenschwester mit dem Baby eines Paares vertauscht wurde, das aus La Réunion stammt. Serrano versuchte bereits damals, die Klinik strafrechtlich zu belangen, scheiterte jedoch, da der Tausch nach drei Jahren als verjährt gilt. Inzwischen hat die Klinik den Besitzer gewechselt und die Geburtsstation geschlossen.

HintergrundIm Juni 2007 waren zwei Mädchen nach ihrer Geburt in der St. Elisabeth-Klinik in Saarlouis vertauscht worden. Der Fall, der vor rund einem Jahr bundesweit Schlagzeilen machte, konnte nie vollständig aufgeklärt werden. Seit Januar sind die Kinder bei ihren leiblichen Eltern. Auch in einem Krankenhaus im tschechischen Trebic wurden Babys verwechselt, wie im Oktober 2007 bekannt wurde. Als dem Kind blonde Haare wuchsen, veranlasste die schwarzhaarige Mutter einen Gentest. Der Albtraum aller Eltern ereignete sich auch in der saudi-arabischen Stadt Nadschran. Dort waren 2003 zwei Jungen vertauscht worden. red