Raumfahrer "landen" auf der Erde

Moskau. Das längste Isolationsexperiment in der Geschichte der Raumfahrt ist beendet. Nach 520 Tagen in einem nachgebauten Raumschiff sind die sechs Teilnehmer eines simulierten Fluges zum Mars glücklich wieder in Freiheit

Moskau. Das längste Isolationsexperiment in der Geschichte der Raumfahrt ist beendet. Nach 520 Tagen in einem nachgebauten Raumschiff sind die sechs Teilnehmer eines simulierten Fluges zum Mars glücklich wieder in Freiheit. Die drei Russen, ein Franzose, ein Italiener sowie ein Chinese stiegen am Freitag in Moskau in blauen Overalls vor Freude strahlend aus dem röhrenförmigen Forschungsmodul.Als erster ergriff der französische Astronaut Romain Charles das Wort. "Wir sind stolz, bewiesen zu haben, dass Menschen zum Mars fliegen können", sagte er. Mit vor Freude geballter Faust ergänzte der Italiener Diego Urbina, es sei "eine Ehre gewesen, an dem wichtigen Experiment mitgewirkt zu haben". Er hoffe, es werde der Menschheit eines Tages helfen, "neue Träume zu verwirklichen". Er freue sich nun auf Tage, die nicht durchgeplant seien.

Während einige der Teilnehmer sprachen, suchten die anderen mit ihren Augen bereits nach ihren Liebsten im Publikum. Doch schon nach wenigen Minuten wurde die Crew von Mitarbeitern des russischen Instituts für biomedizinische Probleme weggeführt. Umarmungen oder andere Berührungen waren wegen der Ansteckungsgefahr nicht erlaubt. "Die sauerstoffreichere Atemluft hier draußen wird in den Köpfen der Crew ein ganz besonderes Euphoriegefühl auslösen", so IMBP-Experte Alexander Suworow.

Die Teilnehmer simulierten seit dem 3. Juni 2010 genau 17 Monate lang den mehr als 50 Millionen Kilometer weiten Flug zum Mars und zurück. Einer der Höhepunkte der Reise war im Februar die "Landung" auf dem Mars, der in Wirklichkeit nichts weiter war als jede Menge Sand auf russischem Boden. Wie bei einem tatsächlichen Flug ins All konnten sie nur mit großer Zeitverzögerung mit der Bodenkontrolle kommunizieren. Die "Raumfahrer" ernährten sich von Weltraumnahrung und mussten ohne Frischluft und Sonnenlicht auskommen. Das etwa zehn Millionen Euro teure Projekt, an dem sich auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Europäische Weltraumbehörde Esa beteiligt hatten, soll Erkenntnisse für die Mission zum Mars in einigen Jahrzehnten bringen. Russland hofft, Mitte der 2030er Jahre erstmals einen Flug zum Roten Planeten umzusetzen.

Das Experiment habe vor allem gezeigt, dass Besatzungen die unvermeidliche Isolation während einer echten Mars-Mission aushalten können, sagte Patrik Sundblad von der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA. Nach Angaben von Wladimir Popowkin, Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, waren die Teilnehmer aus 6000 Bewerbern ausgesucht worden. Nach Medienberichten erhielten sie rund 70 000 Euro für ihre Teilnahme. dpa/afp

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