Entsetzen in Neuss nach blutigem Familiendrama

Neuss. Ein als gewalttätig bekannter Familienvater aus Neuss soll seine Frau und seine beiden Kinder erschossen haben. Die Ermittler in Nordrhein-Westfalen fahnden gestern nach dem flüchtigen und womöglich bewaffneten 35-Jährigen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Neuss bei Düsseldorf mitteilten. Sie setzten 1500 Euro Belohnung für Hinweise auf den mutmaßlichen Täter aus

 Blumen und Kerzen symbolisieren die Trauer. Foto: dpa

Blumen und Kerzen symbolisieren die Trauer. Foto: dpa

Neuss. Ein als gewalttätig bekannter Familienvater aus Neuss soll seine Frau und seine beiden Kinder erschossen haben. Die Ermittler in Nordrhein-Westfalen fahnden gestern nach dem flüchtigen und womöglich bewaffneten 35-Jährigen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft in Neuss bei Düsseldorf mitteilten. Sie setzten 1500 Euro Belohnung für Hinweise auf den mutmaßlichen Täter aus.Der Mann steht unter Verdacht, seine 26 Jahre alte Frau, seine achtjährige Tochter und den vierjährigen Sohn getötet zu haben. Die Polizei war in den vergangenen zwei Jahren schon mehrfach nach Gewaltausbrüchen des Mannes in der Wohnung der Familie, das Jugendamt war eingeschaltet. Sein Motiv seien möglicherweise Trennungsabsichten der Frau.

Verwandte hatten am Wochenende noch mit der Familie das Zuckerfest zum Ende des Ramadan gefeiert. Als sie die Familie am Montagabend besuchen wollten, öffnete niemand, obwohl drinnen der Fernseher lief. Die Angehörigen alarmierten die Polizei, ein Schlüsseldienst öffnete die Tür, die Beamten stießen auf die Leichen der Kinder und der Frau, hieß es.

Der 35-jährige Ehemann gilt als gefährlich und ist möglicherweise mit einem Revolver oder einer Pistole bewaffnet. "Wir müssen ihn so schnell wie möglich kriegen", sagte Guido Adler, Leiter der Mordkommission.Ein solches Familiendrama habe er in 16 Berufsjahren noch nicht erlebt. Der Verdächtige wird mit Haftbefehl wegen dreifachen Totschlags gesucht. Es sei aber nicht ausgeschlossen, das der Tatvorwurf auf Mord ausgeweitet werde, sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa. Obduktionen hatten die Schussverletzungen als Todesursache bestätigt. Die Tatwaffe blieb zunächst verschwunden. Wie der 35-Jährige in den Besitz der Schusswaffe kam, war unklar. Zuvor war der Mann aufgefallen, weil er seine Frau geschlagen und ihr gedroht hatte. Die Kinder seien den Erkenntnissen zufolge nicht Opfer von Gewalt geworden und auch nicht vernachlässigt gewesen. Die Wohnung sei sehr gepflegt, die Wohngegend gilt als bürgerlich und ruhig.

In den vergangenen Wochen hatten mehrere Familiendramen bundesweit für Aufsehen gesorgt, darunter drei in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt wurden dabei in NRW in diesem Monat sieben Kinder getötet. "Gewalt ist in der Regel ein Beziehungsdelikt. Es ist wahrscheinlicher, innerhalb der Familie Gewalt zu erleiden, als das Opfer eines Unbekannten auf der Straße zu werden", sagte Kriminologe Andreas Ruch von der Universität Bochum gestern. Einen statistisch belastbaren Zusammenhang zwischen den Fällen - etwa die Ferienzeit - sieht der Experte nicht.

Vergangene Woche hatte im oberbayerischen Emmering eine Mutter ihre beiden kleinen Söhne und sich selbst umgebracht. Wenige Tage zuvor hatte im Allgäu ein Familienvater seine vier und zehn Jahre alten Söhne getötet, dann hatte sich der 44-Jährige erhängt.

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