Die Pippi Langstrumpf der Meere ist am Ziel

Brüssel/Den Haag. "Ich freue mich darauf, etwas Leckeres zu essen und mit meiner Familie zusammen zu sein." Als Laura Dekker diesen Satz vor zwei Tagen ins Internet schreibt, hat sie es fast geschafft. An diesem Samstag kommt die 16-jährige Niederländerin endlich an. Nach 519 Tagen alleine auf hoher See wird sie als jüngste Weltumseglerin an Land gehen

Brüssel/Den Haag. "Ich freue mich darauf, etwas Leckeres zu essen und mit meiner Familie zusammen zu sein." Als Laura Dekker diesen Satz vor zwei Tagen ins Internet schreibt, hat sie es fast geschafft. An diesem Samstag kommt die 16-jährige Niederländerin endlich an. Nach 519 Tagen alleine auf hoher See wird sie als jüngste Weltumseglerin an Land gehen. Die Menschen auf der kleinenKaribikinsel Sint Maarten erwarten sie. Am Hafen soll es ein großes Fest geben."Es ist ein tolles Gefühl, es geschafft zu haben", schrieb Dekker vor wenigen Tagen. "Ich habe so viel erlebt, was ich nie vergessen werde." Dabei hatte es die junge Rebellin nicht leicht. 2009 verboten ihr die holländischen Behörden zunächst, ihren Traum umzusetzen. "Sie könnte ertrinken oder verhungern", hatte damals eine Richterin entschieden. Außerdem unterliege sie der Schulpflicht. Laura und ihr Vater Dirk versprachen, dass das Mädchen via Internet und Satelliten-Leitung den Schulstoff pauken und sich nach der Rückkehr den Prüfungen stellen werde. Vor wenigen Wochen beklagte die niederländische Schulbehörde, die Seglerin habe zu viel "geschwänzt". Daraufhin kündigte die junge Frau mitten im Atlantik an, sie habe "keinen Bock mehr auf Schule". Aus Protest holte sie die Flagge ihrer Heimat ein und hisste stattdessen die neuseeländische. Dort, irgendwo zwischen Australien und Neuseeland, war Laura am 20. September 1995 geboren worden. "Mit Ruder und Pinne kennt sie sich besser aus als mit Barbie", sagte ihr Vater einmal. Früh lernte sie segeln. Die gut elf Meter lange Yacht "Guppy" bekam sie, um ihren Traum zu erfüllen, den sie seit dem achten Lebensjahr hat. Mutter Barbara Müller, die von ihrem Mann geschieden ist und in Deutschland lebt, wollte erst gar nicht zustimmen. Schließlich gab sie ihren Widerstand auf. Aber die Behörden zuhause verweigerten Laura die Abreise. An einem Donnerstag 2009 verschwand sie plötzlich, tauchte in Sint Maarten wieder auf und segelte los. "Es ist furchtbar heiß", klagte Laura vor Afrika. "Ich habe mir mehrere Eimer Wasser über den Kopf geschüttet." Wenige Wochen später "rollt das Boot so stark, dass ich kaum schlafen kann." Aber dann gab es Augenblicke, die alle Strapazen vergessen machten: "Der Himmel nachts sieht aus wie ein großes Feuerwerk", notierte sie an Silvester 2011. Da war Laura noch gut 800 Seemeilen von ihrem Ziel entfernt. Zuhause in Holland wird sie längst als eine Mischung aus Meerjungfrau und Pippi Langstrumpf verehrt. Vielleicht auch wegen ihres Widerstandes gegen die Behörden.

"Mich hat es gereizt, mein Schicksal allein in die Hand zu nehmen", beschrieb der Kalifornier Jesse Martin seinen Drang, der ihn vor 13 Jahren mit 17 zum jüngsten Weltumsegler machte. "Ich wollte zeigen: Ganz normale Menschen können große Träume verwirklichen." Aber er hat dazu gelernt: "Mit einem Rekord kannst du kein Brot kaufen. Ich bin 28 Jahre alt und habe kein Geld, aber das Abenteuer möchte ich nicht missen", gab er vor drei Jahren zu. Möglich, dass auch Laura diese Erfahrung machen muss, wenn sich der Trubel um ihre Landung erst einmal gelegt hat. Vorerst ist sie einfach "nur stolz, zufrieden und sehr froh, dass alles so wunderschön war." Sie weiß: "Ich habe es getan und ich habe geschafft. Das ist alles, was mich derzeit erfüllt."

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