40 Mark für Sex mit den Töchtern

Koblenz. Es klingt wie ein Geständnis: Detlef S. aus dem kleinen Dorf Fluterschen im Westerwald räumt im Gerichtssaal ein, der Vater der sieben Kindern seiner Stieftochter zu sein. Doch wegen dieser Vaterschaft muss sich der 48-Jährige seit gestern gar nicht vor dem Landgericht Koblenz verantworten

 Der Angeklagte Detlef S. gestern im Gerichtssaal. Foto: dpa

Der Angeklagte Detlef S. gestern im Gerichtssaal. Foto: dpa

Koblenz. Es klingt wie ein Geständnis: Detlef S. aus dem kleinen Dorf Fluterschen im Westerwald räumt im Gerichtssaal ein, der Vater der sieben Kindern seiner Stieftochter zu sein. Doch wegen dieser Vaterschaft muss sich der 48-Jährige seit gestern gar nicht vor dem Landgericht Koblenz verantworten. Dort sitzt der unscheinbar wirkende Mann auf der Anklagebank, weil er seine leibliche Tochter, seine Stieftochter und seinen Stiefsohn mehr als 20 Jahre lang sexuell missbraucht haben soll. Diese Missbrauchsvorwürfe bestreitet Detlef S. aber am ersten Prozesstag.Nahezu regungslos nahm Detlef S. gestern zunächst die Verlesung der Anklage auf. Dabei war das, was Staatsanwalt Thorsten Kahl vortrug, auch im nüchternen Juristendeutsch nur schwer zu ertragen: Von 1987 bis 2010 soll Detlef S. vor allem seine Tochter und seine Stieftochter immer wieder missbraucht haben. Insgesamt 350 Sexualstraftaten werden ihm zur Last gelegt.

Seine leibliche Tochter berührte er laut Anklage kurz nach ihrem neunten Geburtstag erstmals im Intimbereich. Drei Jahre später soll er sie zum ersten Mal missbraucht haben. Danach habe er über Jahre mindestens ein Mal pro Woche mit ihr Geschlechts- oder Oralverkehr gehabt - "in der Regel im Pkw in einem Waldstück", sagte Staatsanwalt Kahl. Tochter und Stieftochter soll er auch anderen Männern überlassen haben, die sie gegen Bezahlung missbrauchten. Als er seine Stieftochter kurz nach ihrem zwölften Geburtstag das erste Mal dorthin brachte, musste sie laut Anklage zunächst mehrere Gläser Schnaps trinken. Danach hätten die Männer das Mädchen aufgefordert, sich auszuziehen. Detlef S. habe zu einem gesagt: "Du kannst tun, was du möchtest." 40 Mark soll er dafür verlangt haben, in späteren Jahren dann 30 bis 50 Euro.

Der Angeklagte beantwortete nach Verlesung der Anklage nur kurz einige Fragen des Gerichts zu seiner Person. Danach wurde das Verfahren mehrfach unterbrochen. In den Hinterzimmern des Gerichts sprach Detlef S. immer wieder mit seinem Verteidiger. Es gab auch Gespräche zwischen allen Verfahrensbeteiligten. Das löste Spekulationen aus, der Angeklagte werde sich möglicherweise umfassend zu den Vorwürfen äußern. Doch am Ende kam es nur zu zwei dürren Sätzen seines Anwalts: Sein Mandant wolle klarstellen, dass er der Vater der sieben Kinder seiner Stieftochter sei. Er bestreite aber die "gemachten Vorwürfe".

Detlef S. soll mit der 27 Jahre alten Stieftochter insgesamt acht Kinder gezeugt haben, ein Kind verstarb kurz nach der Geburt. Die Vaterschaft hätte er allerdings kaum leugnen können: Nach einem vom Vorsitzenden Richter Winfried Hetger verlesenen DNA-Gutachten liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei 99,99 Prozent und ist damit "praktisch erwiesen".

In dem Prozess sind bislang nur noch vier weitere Verhandlungstage angesetzt. Bei einer Verurteilung drohen Detlef S. bis zu 15 Jahre Haft.

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